Was man so zusammenträumt, wenn die Nacht lang ist
Traumgeschichten
Träume.
Zuerst kamen sie nur so durch unsere kleine Stadt, um alte Sachen zu kaufen. Der LKW war schon ziemlich beladen, aber auf dem Anhänger war noch reichlich Platz. Nein, sagte wir, wir wollten nichts verkaufen. Die
wenigen Antiquitäten, die wir hätten, seien Erbstücke, und die wollten wir behalten. Sie sollten es anderswo versuchen. So zogen sie weiter durch unser Städtchen und konnten noch einige Stücke erwerben. Dann fuhren
sie davon.
Als sie nach einigen Tagen wieder bei uns auftauchten, kamen sie ohne Anhänger, und der LKW hatte sich in einen Mannschaftswagen verwandelt, in dem uniformierte Männer mit Schnellfeuerwaffen saßen, welche die Bewohner aufforderten, sich auf dem Marktplatz zu versammeln. Man sah auch schon einige Leute in Richtung Marktplatz laufen, und als er dort ankam, sah er einen Mann auf einem Podest, der erklärte, weshalb sie hier zusammengerufen worden seien. Sie hätten sich strafbar gemacht, weil sie zu wenig Antiquitäten abgegeben hätten und das könne nicht ohne Folgen bleiben. Wer sich angepasst verhalte, könne mit Strafmilderung rechnen. Aber zunächst müssten sie erst einmal lernen, seinen Befehlen zu folgen. Die lauteten: einen großen Bogen mit der rechten Hand führen; drei Sprünge aus dem Stand; fünf Hurra-Rufe; 10 Liegestürze, ohne zu schummeln; und zwischen den Einheiten jeweils die Worte gemeinsam: "Groß ist unser Führer. Er lebe in Ewigkeit!" Wer die Sprünge und Liegestütze nicht schaffe, der falle ohnehin dem Staat zur Last und müsse entsorgt werden...!
Zunächst erhob sich ein ziemlicher Tumult. Nachdem aber einige Salven der Schnellfeuergewehre die Luft zerrissen hatten, machten die Leute das, was von ihnen verlangt wurde.
Er ging nach Hause, doch war ihm klar, dass das nicht folgenlos bleiben würde. Schon am nächsten Tag bekam er die Nachricht, dass er drei Personen ins Quartier bekäme, die er auch zu verpflegen hätte.
Da erwachte er und war sehr froh, dass alles nur geträumt war!
Autor:Martin Steiger |
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