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Die unsichtbare Kraft, die Leben schafft

Der Heilige Geist, die dritte Person der göttlichen Trinität

Von Anke von Legat

Sie treibt Windmühlen, trägt Flugzeuge, polstert Matratzen und lässt Räder rollen. Sie dringt in unsere Lungen und versorgt unser Blut mit Sauerstoff. Ohne sie ist Leben nicht möglich. Und doch ist sie – scheinbar – nichts: die Luft.
Ein Element, das nicht zu fassen ist. Nicht sichtbar, nicht hörbar, nicht fühlbar. Erst wenn es auf Widerstand trifft, wird deutlich: Da ist etwas. Eine Masse, in der ausreichend Kraft steckt, um Propeller anzutreiben, Wasserflächen aufzupeitschen oder große Kirchenorgeln zum Brausen zu bringen. Eine gewaltige Energie – und dabei so geheimnisvoll.
Kein Wunder, dass die ersten Christinnen und Christen dieses Phänomen als Bild herangezogen haben für eine Kraft, die ähnlich unfassbar ist: den Heiligen Geist. Von dem hatten sie nach Jesu Himmelfahrt zunächst auch nichts gespürt. Traurig und ratlos hatten sie beieinandergesessen. Und dann kam er ganz plötzlich, wie ein Gewittersturm. Wirbelte Freude, Zuversicht, Begeisterung durch den Raum und trieb die Jüngerinnen und Jünger nach draußen. So gewaltig war diese Kraft, dass sie nicht mehr schweigen konnten davon, was es heißt, zu diesem Gott, zu diesem Jesus zu gehören. Eine verrückte Erfahrung. Nicht zu fassen. Und so ist es geblieben bis heute.
Durch all die Jahrhunderte, die die Kirche jetzt alt ist, gab es diese Erfahrung immer wieder, für einzelne Gläubige wie auch für Gemeinden oder ganze Kirchen: Erst herrscht Ruhe. Man hat es sich bequem gemacht in seinem Glauben, seinen Formen, seinen Traditionen. Alles ist gut – aber um Neues auszuprobieren, fehlt der Antrieb. Von Begeisterung keine Spur.
Bis von irgendwo der Geist im Sturm kommt und die dicke Luft durcheinanderwirbelt, Menschen nach draußen treibt, ihnen neue Fantasie, Hoffnung und Mut schenkt. Plötzlich ist die Energie wieder da. Totgeglaubtes erwacht zu neuem Leben. Türen werden aufgerissen, Fremde hereingebeten, es wird gebetet und gefeiert.
Manche dieser Aufbrüche geschehen im Kleinen und werden nur von wenigen wahrgenommen; andere sind zu Meilensteinen geworden: die Reformation, die Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen, die Kirchentags-Bewegung. Zuvor Undenkbares wurde gedacht, Grenzen wurden überwunden, Frieden wurde möglich, weil Christinnen und Christen sich vom Geist bewegen ließen.
Warum der Geist kommt? Und wann? Das wissen wir nicht. Wir können ihn nicht herbeizwingen, höchstens herbeibitten. Aber vieles spricht dafür, dass es beim Geist ähnlich ist wie bei der Luft: Die spürt man kaum, wenn man stillhält. Sobald man sich aber in Bewegung setzt, nimmt man sie wahr.
Wer den Heiligen Geist erfahren will, sollte also losgehen. Vielleicht in Richtung der nächsten Kirche, des nächsten Gemeindefestes, des nächsten Kirchentags. Dabei alle Sinne wachhalten. Wer weiß, was passiert.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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