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Ein stilles Wunder

Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
Johannes 2, Vers 5

Von Edward Drath

Oh Wunder über Wunder – aus Wasser wurde Wein! Die Begeisterung auf dem Hochzeitsfest muss unglaublich gewesen sein. Das ist ja auch was, wenn wie aus dem Nichts Wein auftaucht – noch dazu in solch gewaltigen Mengen von wohl 600 Litern. Und wenn nach dem Verkosten auch noch klar wird, dass es sich hier nicht um irgendeinen x-beliebigen Wein handelt, sondern um einen überaus wohlschmeckenden, dann ist der Fortgang des Festes gesichert. Hurra, Gott sei es gedankt! Alles andere wäre auch mehr als peinlich gewesen. Ja, es käme einer Katas­trophe gleich.
Bei aller Begeisterung und Wunderhaftigkeit könnte man allerdings eines übersehen: Das Wunder, das in dieser Geschichte ebenso geschieht, das aber kein solches Aufsehen erregt. Das Wunder des Vertrauens, des Vertrauens der Mutter Jesu – und nebenbei gesagt: auch der Diener, die die Wasserkrüge auf Geheiß Jesu mit Wasser füllen. Wie es dazu kommt, ist ebenso erstaunlich: Da ist die Mutter Jesu, die weiß, wo man Hilfe finden kann – bei ihrem Sohn. Die ihn darauf hinweist, dass der Wein aus ist. Die damit ihre Bitte vernehmen lässt: So hilf doch! Ob sie die Reaktion erwartet hat, die ihrer Bitte auf dem Fuße folgt? Wer weiß!
Schroff wird sie von ihrem Sohn zurückgewiesen, der es nicht einmal für nötig erachtet, sie als seine Mutter anzusprechen: Meins ist nicht deins, Frau! Merk dir das und kümmere dich um deine Sachen! Ach, ich könnte die Mutter Jesu gut verstehen, wenn sie darauf gekränkt reagieren würde. Wenn sie aufgebracht wäre oder sich beleidigt zurückziehen würde samt ihrer Bitte um Hilfe. Doch das tut sie nicht. Sie hält fest am Vertrauen zu ihrem Sohn und richtet die Dinge so, dass geschehen kann, was geschehen mag. Ja, ihr Vertrauen gewinnt eine andere Qualität.
Kein Hauruck. Hier wird nicht mit Macht versucht, etwas zu erreichen – nicht die Versorgung mit Wein, von edleren Zielen ganz zu schweigen. Stattdessen ist da der Mut, zu vertrauen, den rechten Moment abzuwarten. Vertrauen, das wartet, bis Gott das Seine tut zu seiner Zeit.
Dieses Vertrauen beeindruckt mich. Es ist für mich das eigentliche Wunder der Geschichte. Ein Wunder, das sich gegenüber der Aufregung um das zu Wein gewordene Wasser still vollzieht.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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