Christinnen am Rand
Theologinnen tagten
Der Konvent Evangelischer Theologinnen in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigte sich auf seiner Tagung in Neudietendorf mit dem Thema »Christinnen am rechten Rand«. »Wir erleben, dass viele Christinnen den rechtspopulistischen Äußerungen folgen. Das macht uns besorgt und deshalb wollten wir uns mit dem Phänomen beschäftigen«, erklärt Pastorin Margit Baumgarten, Vorstandsvorsitzende des Vereins.
Referentin war Christine Böckmann vom Verein Miteinander in Sachsen-Anhalt. Nach ihren Aussagen würden Rechtspopulisten das biblische Zeugnis verdrehen. So müsste die Geschichte vom Turmbau zu Babel dazu herhalten, die strikte Trennung der Völker voneinander und das Verbot einer Vermischung zu postulieren.
»Wir Theologinnen verwahren uns gegen eine Bibelauslegung, die biblische Aussagen derart entstellt. Wir glauben, dass Gott den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat unabhängig von Geschlecht, Ethnie, Religion und Weltanschauung. Wir widersetzen uns jedem Versuch, Menschen gegeneinander auszuspielen oder herabzusetzen, weil wir darin die Ebenbildlichkeit Gottes verletzt sehen«, heißt es in einer Erklärung des Konvents evangelischer Theologinnen.
Auf der Tagung sei kritisiert worden, dass die AfD unter anderem Geschlechtergerechtigkeit, Gleichstellung von Minderheiten, Weltoffenheit und gesellschaftliche Vielfalt diffamiere. Es würden Ängste geschürt und irreführende Vorwürfe, beispielsweise gegen die Emanzipation der Frau, wiederholt. »Alte Rollenklischees der 50er-Jahre kehren zurück.«
Wie Margit Baumgarten sagt, wurde auf der Tagung auch darüber diskutiert, ob die Kirche Vertretern der AfD eine Bühne geben dürfe. Die Antwort laute: »Ja, denn sie sind demokratisch gewählt. Wir müssen ihnen offen zuhören und mit ihnen reden, wenn sie fair diskutieren und streiten.« Scharfmachern allerdings dürfte keine Bühne geboten werden.
Rechtspopulisten würden jedoch auf gesellschaftliche und politische Probleme aufmerksam machen, räumte die Vorstandsvorsitzende ein. »Wenn sich im Osten viele Menschen abgehängt vorkommen, ist das ernst zu nehmen, und wir müssen überlegen, wie wir helfen können«, so Baumgarten. (G+H)
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