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Mobil trotz Demenz

Dieter Ißleib will in Bewegung bleiben – trotz Demenz. Seine Betreuer haben eine unkonventionelle Lösung gefunden. | Foto: Diakonie Weimar Bad Lobenstein
  • Dieter Ißleib will in Bewegung bleiben – trotz Demenz. Seine Betreuer haben eine unkonventionelle Lösung gefunden.
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Biomarkt und Seniorenheim finden Lösung, damit demenzkranker Mann weiter einkaufen kann 

Einrichtungen für Menschen mit Demenz lassen sich so einiges einfallen, um den Gewohnheiten der Bewohner gerecht zu werden, sie aber trotzdem zu schützen. Denn manchmal entwickelt die Erkrankung Verhaltensweisen, die auch andere Menschen treffen oder gefährlich werden können, da heißt es Lösungen zu finden, die allen gerecht werden.
Eine solche Geschichte gibt es aus dem Friedrich-Zimmer-Haus in der Weimarer Eduard-Rosenthal-Straße zu berichten. Das Seniorenpflegeheim ist auf die Betreuung von Menschen mit Demenz spezialisiert. Insgesamt leben dort 38 Bewohner, die verschieden stark von der Krankheit betroffen sind.
Dieter Ißleib ist einer von ihnen und lebt seit Januar 2015 in dem Haus. Der Forstfacharbeiter war auch Postzusteller und später Pförtner im Weimarer Klinikum. Er hat einen hohen Bewegungsdrang und ist gern in der Stadt unterwegs. »Anfangs ist er drei, manchmal fünf Mal täglich nach Tiefurt gelaufen, später haben wir ihn begleitet. Nun geht seine Orientierung verloren, die Kraft lässt nach, er findet immer häufiger nicht zurück. Er trägt nun eine Warnweste und hat deshalb stets einen Brustbeutel mit Adresse und Kontaktdaten bei sich«, sagt Einrichtungsleiter Thomas Börner.
Obwohl Dieter Ißleib mittlerweile große Probleme hat, sich zu orientieren und sich unsicherer bewegt, soll sein Drang nach Freiheit und Individualität nicht komplett gebremst werden.
»Seine Spaziergänge enden nun meist im Biomarkt in unserer Straße. Und dort greift er ganz selbstverständlich in die Regale, geht wieder raus und kann auch vom Personal nicht gehalten werden«, berichtet Thomas Börner von den vergangenen Wochen.
Um Dieter Ißleib nicht in eine geschlossene Einrichtung einweisen zu müssen, wurde er zunächst im Klinikum untergebracht. Doch auch nach der Rückkehr in das Friedrich-Zimmer-Haus besuchte er weiterhin den Biomarkt, mit der alten Problematik. »Wir haben uns mit seiner Betreuerin und der Marktleiterin getroffen und eine Lösung gefunden, die allen Seiten hilft. Unsere Einrichtung kauft Lebensmittel im Markt und wenn Herr Ißleib mal wieder kommt, werden ihm Lebensmittel wie Schokoriegel, Obst und Getränke übergeben, die bringt er dann zufrieden nach ›Hause‹ oder isst sie unterwegs«, sagt Thomas Börner.
Dank der Leitung und der Mitarbeitenden im Biomarkt muss Dieter Ißleib in seinem Bewegungsdrang nicht eingeschränkt werden. Er ist im Biomarkt durch seine gelbe Warnweste gut bekannt, wird freundlich begrüßt und manchmal auch von Menschen vor Ort wieder nach Hause ins Friedrich-Zimmer-Haus begleitet.
Demenz wird in einer immer älter werdenden Gesellschaft wie der unseren ein wichtiges Thema bleiben. Das Engagement von Seniorenheim und Nachbarschaft zeigt, dass Inklusion gelingen kann. (G+H)

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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