Reformation spielen
Mit ihrem Lutherspiel überzeugten drei Ungarn die Experten beim Spielmarkt Potsdam
Von Renate Wähnelt
Einst kamen Flugschriften und reformatorische Traktate aus Magdeburg, aus »unsers Herrgotts Kanzlei«. Jetzt ist Magdeburg Auslieferungslager für »Das Lutherspiel«, zumindest für die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), scherzt Thomas Lösche. Er hat die ersten 100 Kartons mit den Spielkarten und bunten Spielsteinen in seiner Wohnung; etliche davon sind bereits vorbestellt. Lösche gehört von Anfang an zu den Organisatoren des Internationalen Spielmarkts in Potsdam und hat den Kontakt zu den ungarischen Spiel-Entwicklern aufgebaut, die nun mit Blick auf das Reformationsjubiläum das Lutherspiel herausbringen. Mit einer eigens dafür gegründeten Firma und produziert in Ungarn. »Darauf sind wir stolz, dass es nicht irgendwo in China hergestellt wurde«, sagt Áron Bence, als er zusammen mit seinem Cousin Domonkos Bence das Spiel zu Thomas Lösche bringt.
Aber wie kommen Ungarn auf die Idee, ein Lutherspiel zu entwickeln? Die Familie ist in der evangelisch-lutherischen Kirche Ungarns verwurzelt. Domonkos Bence ist professioneller Spieleentwickler. Der studierte Theologe und Historiker Áron Bence zeichnete schon immer gern. So kam eins zum anderen. »Meine Frau Noémi Bencené Horváth ist Religionslehrerin und hat uns sehr geholfen.
Sie weiß, was bei den Konfirmanden gut ankommt oder welche Regeln zu kompliziert sind. Und Konfirmandengruppen sind eine wichtige Zielgruppe für das Spiel«, erzählt Domonkos Bence. Und dass es bei diesem Thema nicht nur eine ungarische, sondern auch eine deutsche Version geben muss, liegt auf der Hand. Der Zuspruch beim Probespielen auf dem Spielmarkt im vorigen Jahr bestärkte die Entwickler – und jetzt konnten sie in Magdeburg, Berlin, Potsdam und München die ersten Vorbestellungen ausliefern.
»Wichtig war uns, dass wir kein Quiz entwickeln. Man muss überhaupt nichts über Luther und die Reformation wissen, um spielen zu können«, unterstreicht Áron Bence. Ein Lerneffekt stelle sich nebenbei ein, indem die Spieler teils gemeinsam, teils gegeneinander Luthers Biografie »schreiben«. Dabei könnten sie sich darauf verlassen, dass alle Details auf den Karten stimmen, sowohl bei den Texten als auch bei den Illustrationen. Stickrahmen und Räucherschinken gehören so wie gezeichnet ins 16. Jahrhundert, die Fakten entsprechen der neuesten Forschung. »Wir haben keine Legenden dabei – keinen Tintenfass-Wurf, keinen Thesenanschlag – die ja nicht bewiesen sind«, unterstreicht der Historiker, der sich beim Kirchenhistoriker Prof. Dr. Zoltán Csepregi Unterstützung geholt hatte. Sogar bei den Regeln gibt es Rückgriffe auf Historisches: Plagiate gab es schon im 16. Jahrhundert ebenso wie Piratenausgaben oder Bücherverbrennungen. Auch wem der Inhalt egal ist, erlebt ein spannendes Spiel; 2 bis 10 Spieler ab 10 Jahren haben etwa 40 Minuten Spaß an einer Partie.
»Das Lutherspiel« kostet 20 Euro; ab fünf Spiele gibt es Rabatt. Bestellung über E-Mail kontakt@luthergame.com
www.ninircgames.com
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