Zwischen allen Stühlen
Gespräch: Medien und die Glaubwürdigkeit
Von Renate Wähnelt
Das Unglück passiert gerade, schon fliegen die Bilder um die Welt. Die Augenzeugenschaft durch Handy und Internet macht den traditionellen Medien Konkurrenz. Doch darauf ging der neue Intendant des Deutschlandfunks und gerade Noch-Chefredakteur des MDR Stefan Raue beim jüngsten Spiegelsaalgespräch in Magdeburg nur am Rande ein. Der Beauftragte der evangelischen Kirchen bei Sachsen-Anhalts Landesregierung, Albrecht Steinhäuser, hatte ihn eingeladen, gemeinsam mit der Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Anne Lequy, »Medien im Umbruch – Glaubwürdigkeit als Anfrage und Anspruch« zu betrachten.
Die Medienwelt charakterisierte Stefan Raue als »Schlachtfeld der digitalen Revolution«. Diese sei selbst Thema und verändere sowohl die Arbeit in den Medien als auch die Konsumgewohnheiten. Eine Begegnung mit dem Leser oder Hörer auf Augenhöhe drohe zu verschwinden und damit die Glaubwürdigkeit.
Lässt sich das Gespür für Geschichten lernen? Sind junge Journalisten weniger politisch? Eine abschließende Antwort auf diese im Raum stehende Frage konnte Anne Lequy nicht geben. Die Hochschule bildet Journalisten aus; politische Grundlagen werden dabei ebenfalls gelehrt. »Eine zunehmende Entpolitisierung der Studierenden beklagen wir an der Hochschule; wir finden sie auch bei den Professoren«, sagte sie.
Stefan Raue sieht wirtschaftlichen Zwängen und Lügenpresse-Vorwürfen zum Trotz eine Chance für die klassischen Medien, wenn sie sich mit Nähe zum Leser und Hörer und mit vielschichtigen Reportagen befassen. Journalisten werde Nähe zur Macht angekreidet. »Der Journalist ist weder oben bei den Mächtigen noch unten als Stimme der Masse – sein Platz ist dazwischen, zwischen allen Stühlen«, beschrieb er sein Selbstverständnis und wie Medien glaubwürdig sein können.
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