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Gedenktage
App mit Liveticker zum 17. Juni 1953 in der DDR

Blick in das ehemalige Ost-Berliner Polizeigefängnis: Im Zuge der Niederschlagung des Aufstands vom 17. Juni sind in der gesamten DDR Tausende Menschen verhaften worden.
 | Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
  • Blick in das ehemalige Ost-Berliner Polizeigefängnis: Im Zuge der Niederschlagung des Aufstands vom 17. Juni sind in der gesamten DDR Tausende Menschen verhaften worden.
  • Foto: epd-bild/Rolf Zöllner
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Berlin (epd) - Zum 70. Jahrestag des DDR-Volksaufstands vom 17. Juni 1953 lassen sich die damaligen Ereignisse erstmals auf einem Liveticker verfolgen. Eingebettet in die berlinHistory.app biete der Liveticker Informationen zu den Massenprotesten an rund 350 Orten in der damaligen DDR, sagte der Vorsitzende des Vereins berlin.History, Rainer Klemke. Neben den Brennpunkten in Ost-Berlin werden auch die Ereignisse in mehr als 140 Städten und Dörfern des Landes Brandenburg dokumentiert.

Kooperationspartner sind die Aufarbeitungsbeauftragten von Berlin und Brandenburg, die Landeszentrale für politischen Bildung in Brandenburg und die Bundesstiftung Aufarbeitung. Der Liveticker umfasse rund 200 Meldungen, die die Massenproteste zwischen dem 16. und 18. Juni in der Reihenfolge der Ereignisse beleuchten, sagte Klemke. Es gibt originale Medienmeldungen und Tondokumente aus der Zeit, wie das Interview eines RIAS-Reporters mit einem Streikenden am Brandenburger Tor. Freigeschaltet wird der Ticker am 16. Juni.

Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Frank Ebert sagte, „durch den Liveticker lässt sich die Entwicklung des Volksaufstandes in der DDR von den ersten Protesten über die Streiks und Demonstrationszüge bis zur blutigen Niederschlagung durch sowjetische Panzer hautnah mit erleben“. Seine Brandenburger Kollegin, Maria Nooke, betonte, die App leiste einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung in der Region. Zugleich bilde sie einen digitalen Erinnerungsort, der den Widerstand gegen die SED thematisiere und den Mut der Aufständischen würdige.

„Die Proteste haben nicht nur in Berlin stattgefunden und haben sich auch nicht nur auf Streiks beschränkt“, sagte Nooke. Der 17. Juni 1953 sei die erste große Massenerhebung im Ostblock gewesen und eine Reaktion auf den Umbau der DDR-Gesellschaft durch die SED - hin zu mehr Ideologisierung, Militarismus, verschärfter Strafjustiz, Kollektivierung und Verfolgung wie etwa der Jungen Gemeinden.

Dass in zahlreichen Brandenburger Orten protestiert wurde, sei aus den Akten bekannt, sagte die Aufarbeitungsbeauftragte weiter: „Dennoch fehlte bislang eine zusammenhängende Dokumentation des Geschehens vor Ort.“ Die Recherchen zu dem Liveticker zeigten nun klar, dass der Volksaufstand vor allem in mittleren und kleinen Städten sowie auf den Dörfern stattfand und über mehrere Tage lief.

Mit dem Liveticker wollen die Initiatoren nach Worten von Daniel Küchenmeister von berlinHistory den 17. Juni wieder ins Bewusstsein zurückholen. Der Volksaufstand als deutsches und europäisches Ereignis gerate zunehmend in Vergessenheit. Adressat sei deshalb insbesondere die jüngere Generation. „Mit dem Liveticker nehmen wir bewusst deren Gewohnheiten auf“, sagte Küchenmeister. Auch der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte betonte, „wir müssen wegkommen von dem ritualisierten Gedenken.“

Die berlinHistory.app, auf der der Liveticker läuft, gibt es seit 2019. Sie ist nach den Worten des Vorsitzenden Klemke „Berlins digitales Museum“ und wurde bereits als Deutschlands beste Museum-App ausgezeichnet. Genutzt wird sie bislang von 300.000 Menschen.

https://17.juni.berlinhistory.app

Autor:

Katja Schmidtke

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