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Hilfe ohne Zielrichtung
Wer ein Lineal und einen Atlas nimmt, eine Seite in Weimar, die andere Seite im ukrainischen Lviv anlegt, stellt es fest: Es sind keine 1000 Kilometer, die beide Städte trennen.
Von Paul-Philipp Braun
Das bedeutet, dass der Krieg im Osten näher ist als jeder andere, der sich in den letzten 25 Jahren ereignet hat. Damit scheint uns auch die Not der Menschen näher als jedes andere durch einen Krieg ausgelöste Leid.
Dass wir uns in Anbetracht dieses Krieges hilf- und machtlos fühlen, zugleich aber auch der eigenen Privilegien bewusst werden, ist nur folgerichtig. Ebenso wie die Hilfsbereitschaft, die in den letzten Wochen eine nie dagewesene Größenordnung annimmt. Spendenbündnisse wie "Aktion Deutschland Hilft" verzeichnen eine Unterstützung, wie sie nur von der Katastrophe im deutschen Ahrtal getoppt wurde.
Doch die Nähe ist es auch, die viele Menschen dazu verleitet, sich selbst auf den Weg zu machen. Sie sammeln Verbandkästen, Kleidung und freiverkäufliche Medikamente, bringen diese mit Privatfahrzeugen oder in kleinen Transportern an die polnische Grenze oder sogar in die Ukraine selbst. Es ist eine Hilfe ohne Anspruch und Zielrichtung. Was sie dabei vergessen, das sind die knappen Ressourcen, die in der Ukraine und auch östlich von Krakau inzwischen den Alltag bestimmen. Kraftstoffe werden rationiert, Unterkünfte sind mehr als knapp, und ein Einsatz in einem Kriegsgebiet erfordert mehr als Nächstenliebe.
Organisationen wie die Diakonie Katastrophenhilfe, das Rote Kreuz oder ISAR Germany sind seit Jahren geübte Teams, wenn es um humanitäre Hilfe im Ausland geht. Sie wissen, was gebraucht wird, können es beschaffen und versorgen sich meist selbst. Wer etwas gegen die Hilflosigkeit tun will, der sollte sie beim Helfen unterstützen.
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