Predigttext
Anders als erwartet

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Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Jesaja 50, Vers 6

Das scheint starker Tobak zu Beginn der stillen Woche. Ich erinnere mich eines jungen Zimmermanns, den seine Kollegen in den 1970er-Jahren „Honeckerknecht“ riefen.

Von Hans Mikosch

Seinen Wehrdienst gerade abgeleistet, arbeitete er nunmehr werktags am „Palast der Republik" in Berlin. An den Wochenenden unterstütze er aber Kirchengemeinden bei der Sanierung der Türme und Dächer. Welche der beiden Knechtsgestalten würden sich die Menschen aussuchen?

Die Bibelredakteure haben den Gottesknecht bei Jesaja am ehesten geeignet empfunden, um ihn mit dem Passionsgeschehen Jesu zu verbinden. Am Anfang, den man später als Beginn einer Zeitenwende beschreiben wird, steht auf geradezu spektakulär unspektakuläre Weise eine Prozession, ein Introitus mit drapierten Palmenzweigen und ausgebreiteten Gewändern. Dazu der Hymnus „Hosianna, gelobt sei, der da kommt“. Der da „standesgemäß“ auf einem Eselsfüllen einreitet, ist der Messias. Als ein Großer, erkennbar nicht als ein Starker. Er setzt die Möglichkeiten seiner Macht weder hier noch bei seiner Gefangennahme ein.

Nun: Jesu Einzug in Jerusalem scheidet die Geister. Unter denen, die ihn bei seiner Ankunft emphatisch grüßten, könnten nicht wenige gewesen sein, die kurze Zeit später seinen Tod und die Freilassung des Mörders Barnabas forderten. Der römische Statthalter Pilatus folgt dem Plebiszit der schreienden Menge, wäscht seine Hände in Unschuld und lässt Jesus kreuzigen – eine harte Probe für jedes Rechtsbewusstsein bis heute. Allerdings: Der entscheidende Part der Passionsgeschichte, der Aufstand gegen den Tod, hat noch nicht stattgefunden.

Ich wünsche uns in diesen Tagen einen nachgehenden Gang hinaus nach Jerusalem – im Blick auf das Heute, aber auch in einer bitter notwendigen Erinnerung! Denn in unseren Tagen mussten es Juden erleben, in einer Art Blitzkrieg überfallen und massakriert zu werden. Wer gab der Hamas die Legitimation zu richten und zu töten? Nicht genug: Auch der nach dem Holocaust entstandene Staat Israel überschreitet in seiner Reaktion die Grenzen des Völkerrechts. Es ist Zeit, rote Linien des Friedens zu ziehen und einzufordern. Wir beten mit ihnen: Shalom für den Nahen Osten.

Propst i. R. Hans Mikosch | Foto: Wolfgang Hesse
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