Weihnachten ohne Christkind gibt es nicht
Die große Hoffnung
Still und heimlich kommt es an Heiligabend. Normalerweise kriegt es niemand zu Gesicht. In Nürnberg wird es jedes Jahr sichtbar, auch mitten in der Pandemie – das Christkind. Teresa Windschall ist die neue Hoffnungsträgerin. Ein Porträt Von Julia Bernhard
Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist abgesagt. Pandemiebedingt. Die Schausteller haben ihre Buden wieder abgebaut. Es herrscht gähnende Leere, wo an den Zauber der Weihnacht erinnert werden sollte. Aber eins gibt es trotzdem: das Christkind. Denn das ist selbst in der Corona-Zeit, in der so vieles nicht mehr so sein kann wie immer, klar: Ein Weihnachten ohne Christkind gibt es nicht. Schon gar nicht in Nürnberg. Seit 1969 wird es jedes Jahr von einer Jury für zwei Jahre gewählt. Dieses Jahr haben sich die Juroren für die Schülerin Teresa Windschall entschieden, die die 12. Klasse der evangelischen Wilhelm-Löhe-Schule besucht. Herzlich, offen, freundliche Stimme: Sie habe sich wahnsinnig gefreut, auch mitten in dieser Zeit das Amt übernehmen zu dürfen. Es sei für sie als gebürtige Nürnbergerin schon lange ein Herzenswunsch gewesen.
„Ich habe als Kind jede Chance ergriffen, das Christkind zu sehen. Meistens habe ich es auf dem Karussell auf der Kinderweihnacht getroffen. Jedes Jahr habe ich im Sternenhaus meinen Wunschzettel abgegeben. Das Christkind war mein Kindheitsidol“, sagt sie entschieden. Erst mit acht Jahren habe sie herausgefunden, dass es „nicht echt“ sei. „Das war schon eine große Enttäuschung. Ich war desillusioniert. Das Wunder, das ich mit dem Christkind verbunden habe, war erst mal irgendwie weg.“ Doch dann habe sie festgestellt, dass man sich als Christkind bewerben könne: „Also war ich im darauffolgenden Jahr wieder im Sternenhaus. Auf meinem Wunschzettel stand, dass ich gerne das Christkind werden möchte.“ Der Wunsch wurde wahr. Heute muss sie darüber lachen und freut sich dabei doch noch fast kindlich.
Die kleinen Wunder, die Wirklichkeit werden, möchte auch sie in ihrem Amt den Kindern schenken. Einfach wird es nicht. Vieles wird digital stattfinden. Ein paar Auftritte in Kindergärten und Altenheimen, stets draußen an der frischen Luft, sind gebucht. Ein Christkind zum Anfassen ist es in diesem Jahr nicht, aber eines zum Fühlen auf jeden Fall. Auf leisen Sohlen, unbemerkt und mit einer Botschaft der großen Hoffnung im Gepäck. Die ist für Teresa Windschall das Wichtigste, sagt sie. Denn es ist das Wort, das sie auch mit ihrem Glauben am meisten verbindet.
Sie komme aus keiner sehr christlichen Familie. Nach ihrer Konfirmation sei sie aber in der Kirchengemeinde geblieben: „Ich hatte dort viele Freunde gefunden. Die Gemeinde war für mich zu einem Ort des Zusammenhalts geworden.“ Seitdem engagiert sie sich in der Jugendarbeit, gestaltet Gottesdienste mit. „Mein Glaube, der für mich eben vorwiegend eine große Hoffnung bedeutet, ist mir sehr wichtig geworden.“ Deshalb ist es die Hoffnung, die sie als Christkind in diesem Pandemiewinter vermitteln möchte: „Ich will den Kindern eine unbeschwerte Zeit schenken und ihnen zeigen, dass ich gerade jetzt für sie da bin und das Weihnachtswunder trotz allem passiert.“
(idea)
Autor:Online-Redaktion |
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