Wort zur Woche
Ein eindrückliches Bild: Das Ostermahl auf dem Friedhof
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und ich habe die Schlüssel, um das Tor des Todes und des Totenreichs aufzuschließen. Offenbarung 1, Vers 18
Alle sind sie da, den prallgepackten Korb in den Händen. Aufgeregt schwatzen sie. Decken werden ausgebreitet, Körbe ausgepackt. Bunte Eier, Osterkuchen, Wein und Traubensaft. Kinder spielen. Das Festmahl beginnt. Hier auf dem Friedhof im georgischen Dorf am Ostermorgen. Ich fühle ausgelassene Freude und Trauer zugleich. Das gemeinsame Essen hat sogar die Kraft, die Lebenden mit den Toten zu verbinden.
Ein eindrückliches Bild! So lebendig wird mit einem Ma(h)l der Ort, an dem wir wie an keinem anderen an unsere Vergänglichkeit erinnert werden. Und was für ein herrliches Geschehen, es macht das unfassbare Ereignis der Auferstehung begreifbar. Christus war tot und ist lebendig. Er ist auferstanden von den Toten. Noch mehr: Er besitzt die Schlüssel für Tod und Totenreich. Diese Schlüssel öffnen das Tor, von dem es schien, es trenne auf ewig die Toten von den Lebenden. Und nun hält sie der Auferstandene und zeigt: Das Tor ist offen. Da jubelt die Hoffnung, der Tod verstummt. Das Leben siegt. Diesen Sieg feiert die georgische Gemeinde. Osterbotschaft und Freude gehen Hand in Hand, die Freude will von mir zu dir weitergegeben werden.
In diesem Jahr sind Sorge und Hilflosigkeit allgegenwärtig, da brauchen wir die Osterfreude besonders. Weil wir aber einander nicht treffen können und die Gottesdienste wegfallen, ist unsere Fantasie gefordert. Ostern ist das Schlüsselereignis für unseren Glauben an den lebendigen Gott, der den Schlüssel zum Leben hat. Das wollen wir weitergeben.
Ich erinnere mich an meine sorbischen Wurzeln mit den Osterbräuchen: Singend tragen die Sorben die Osterbotschaft von Dorf zu Dorf. Davon inspiriert, werde ich mit meinen Kolleginnen diesmal durch die Dörfer ziehen und auf den Straßen den uralten Osterjubel anstimmen: Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!
Vikarin Luise Engelmann, Goseck
Autor:Online-Redaktion |
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