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Predigttext
Es wird vergehen

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So wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen.Markus 13, Vers 35

Wachet!«, klingt es durch die Zeiten. Jeder fängt wieder von vorne an mit diesem Warten, seitdem Markus dieses »Wachet!« seinen Zeitgenossen aufgegeben hat. Ein überirdisches Warten.

Von Chirstian Buro

Vor Zeiten hatten sie Jesus dahinfahrenlassen. »Nur eine kleine Weile«, so verstanden sie ihn. Nur eine kleine Weile, dann würde er wiederkommen, und alle Wirklichkeit würde sich ein letztes Mal verändern. Dabei hatte er ihre Wirklichkeit schon so oft verändert, als er in ihr Leben trat: diese Worte, dieser Blick, diese Berührungen, die Nähe, die gemeinsamen Stunden und Zeiten. Und was daraus entstanden ist: Wie sie zusammen gelebt haben. Wie sie einander und anderen Krankheit geheilt und Seelenschmerz gelindert haben.

Doch dann haben sie ihn in die Himmel ziehen lassen müssen. Hinaus aus ihrer Welt. Wann versteht man, was neues Leben ist? Dieses Warten ist ein ganz unmögliches Warten: Der Boden ist kalt. Es trennt dich nicht einfach Stein und Erde von deinen Toten. Dich trennt die Zeit von der Ewigkeit.

Warten, dass diese Trennung aufhören wird: hier Welt und da Gott, hier Vergehen und dort Ewigkeit, hier die Unordnung der Dinge und dort das wahre Abbild, hier die Ungerechtigkeit und dort das Erbarmen. Hier das Leiden und der Schmerz im Herzen und dort die Geborgenheit und die Liebe, die alles ist. Himmel und Erde werden vergehen. Sollen sie doch beide ineinander stürzen. Dann wird vereint sein, was vor Ewigkeiten auseinander hervorging.

Wir stehen an den Gräbern in dieser Zeit. Es ist November geworden. Manche haben die Gräber und das Sterben und die schwere Erde einen Frühling und Sommer lang verdrängt. Andere sind im Frühling schon aus der Zeit gefallen, und dass jetzt erst November ist, ist nicht mehr als eine zufällige Einteilung der Zeiten, wie sie auf Kalender gedruckt werden.

Unsere Toten haben sich uns entzogen. Und zugleich zeigen sie sich immer wieder: Sie treten in unsere Wirklichkeit. Es ist als würden sie sich ankündigen. Für eine Zukunft, die nicht in unseren Zeiten liegt. Ein überirdisches Warten. Jeder fängt mit dem Warten wieder von vorne an. Wir leben im ewigen Advent.

Christian Buro | Foto: C. Buro
Autor:

Online-Redaktion

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