Predigttext
Gott wird erretten
Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden.Jesaja 29, Vers 17
Auch in diesem Sommer wüten verheerende Waldbrände auf Inseln und Kontinenten. Obgleich das uns hierzulande bisher erspart blieb, die Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf: Rauchsäulen, Löschzüge, Straßensperrungen, verbranntes Land.
Von Michael Lehmann
So gehört viel Vorstellungsvermögen dazu, die Worte des Jesaja zu hören: Aus dürrem wird fruchtbares Land, aus fruchtbarem Land wird Wald. Reden wir also vom Gegenteil dessen, was wir sehen?
Redet denn Jesaja über die Natur? Ja, und außerdem spricht er über die Zustände in seinem Volk – beschreibt eine glaubensarme Zeit: Arm an Geist, an Wahrnehmungsvermögen, an Wollen, an Miteinander, an Gottesfurcht – karg wie der kahle Libanon. Aber so wie es ist, soll es nicht bleiben. Jesaja redet vom Gegenteil dessen, was er sieht: Gott wird sein Volk erretten. Der Libanon wird grün.
Auch wir wissen um den Zusammenhang von Natur und Gesellschaft: Geht es der Natur schlecht, dann steht es auch nicht gut um das Miteinander der Menschen. Mit jedem Raubbau gehen Gewalt und Unterdrückung einher. Und die Folgen des Klimawandels wiederum treffen den verarmten Teil der Menschheit zuerst. Absichtsvoll blickt Jesaja zuerst auf die Unterdrückten und Entrechteten. Sein Gradmesser für die Besserung jeglicher Verhältnisse, für die Rettung seines Volkes ist die auch den Ärmsten zugesprochene Würde.
Was wir stattdessen sehen, sieht Jesaja auch: Despoten und Warlords, Hybris und Unrecht. Dann sieht er noch: Irrtum und Gleichgültigkeit, Genörgel und Mäkelei. Und überlässt es uns, auf welche Seite wir uns stellen. Sind wirklich wir es, die an den Zuständen leiden? Oder profitieren wir nicht auch selbst von der Ausbeutung der Ärmsten? Oder verharren wir passiv oder lamentierend auf der Zuschauerseite? Reden wir von dem, was wir sehen, oder von dem, was wir glauben und hoffen?
Jesaja glaubt und hofft: Gott wird sein Volk erretten. Menschen voller Würde, Menschen voller Freude. Keine Schamröte mehr, kein Erblassen. Alle, auch die Elenden und Ärmsten der Welt, werden ein menschenwürdiges Leben führen. Wälder werden nicht mehr brennen, karge Landschaften werden grün.
Der Autor ist Oberkirchenrat und Personaldezernent der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Autor:Online-Redaktion |
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