Predigttext
Sehnsüchte wahrnehmen

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Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden.Jesaja 35, Vers 5

Ich gehe durch die Stadt und höre mich um. „Die spinnen doch mit den hohen Preisen auf dem Weihnachtsmarkt.“ „Die Bahn kriegt es nicht auf die Reihe. Wieder zwanzig Minuten Verspätung.“ „Wie es hier aussieht. Das hätte es früher nicht gegeben.“

Von Lüder Laskowski

Es wird viel gemeckert und genörgelt. Das geschieht mit einem großen Nachdruck. Als ob, wer schimpft, die Wirklichkeit zum Besseren zwingen könnte.

Wenn ich genauer hinhöre, liegen hinter dem Gemecker und Genörgel oft Enttäuschungen. Irgendwie hatte man es sich anders vorgestellt, das Leben, und nun neigt es sich schon seinem Ende entgegen. Eigentlich hatte man sich gefreut auf die Freiheit, aber nun zeigt sich, wie anstrengend sie ist. Lange meinte man, wenn man erst einmal genug Wohlstand hätte, dann ginge es einem auch besser, aber andere besaßen immer noch mehr.

Enttäuschungen wiederum sind vom Leben verbogene Sehnsüchte. Danach, gehört zu werden. Ein anderes Leben geführt zu haben. Mehr Wirksamkeit zu entfalten. Es ist doppeldeutig, das deutsche Wort „Enttäuschung“. Erst einmal klingt es, als ob es etwas Positives meint. Die Täuschung wird abgelegt. Die Augen der Blinden werden aufgetan. Endlich sehen sie, was wirklich Sache ist. Und es wird deutlich hörbar werden, was lange verheimlicht werden sollte. Doch wer sich der „Enttäuschung“ blindlings hingibt, der verliert den Durchblick. Wessen Erwartungen nichts und niemand entsprechen kann, wird taub für den guten Ton. Der zwingt die Wirklichkeit zum Schlechteren.

Der Evangelist Matthäus berichtet, wie Johannes der Täufer im Gefängnis sitzt und Angst vor der großen Enttäuschung hat. Er lässt Jesus von Nazareth fragen: „Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ In der Antwort Jesu hallt der Jesajavers nach: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“

So langsam wird klar, dass das ausufernde Gemecker erst richtig unglücklich macht. Es ist Zeit, dass die Augen eine neue Wirklichkeit erblicken. Die vom Genörgel ertaubten Ohren sich wieder mit heilsamen Worten füllen. Im Advent ist Gelegenheit, sich solcher Sehnsucht zu öffnen.

Lüder Laskowski, Pfarrer, Dresden | Foto: Foto: L. Laskowski
Autor:

Online-Redaktion

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