Wort zur Woche – 10. November 2019
Selig sind, die fertig sind für den Frieden
Wort zur Woche Selig sind, die Frieden stiften,
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5, Vers 9
Frieden stiften – wie geht das? Ich frage mich: Wie soll ich das machen? Wo ich doch mittendrin stehe. In meiner Welt. Genau dazwischen. Zwischen Friede und Unfriede. Im wirklichen Leben. Friede und Unfriede. In der weiten Welt. In unserem Land. In den Parlamenten. Bis in Freundeskreise und Familien. Friede und Unfriede auch in mir selbst.
Wie geht das mit dem Frieden? »Selig sind, die Frieden stiften.« Ich höre Jesu Wort, und es klingen allerlei Assoziationen in mir: Frieden stiften, das heißt auch: zum Frieden anstiften. Mit guten Ideen. Mit friedlichen Worten. Mit barmherzigen Taten.
Ich höre Jesu Wort – früher war es einmal anders übersetzt. Da hieß es bei Matthäus: »Selig sind die Friedfertigen«. In dieser Übertragung klingen neue, andere Gedanken: Selig sind, die fertig sind für den Frieden, bereit dazu. Und voll Mut, ihn zu vollenden.
Bergpredigt. Jesus sitzt inmitten der Menge und lehrt. Was mag er gesagt haben – in seiner Muttersprache Aramäisch? Das wissen wir nicht mehr. Ich schaue ins griechische Neue Testament. Da heißt es noch einmal anders. Da steht bei »Friedensstifter« oder »Friedfertige« auf Griechisch: »Eirenopoioi« – da steckt das Wort »Eirene« drin, das bedeutet Frieden. Und das Wort »Poietes« – der Poet. Das heißt zwar etwas anderes als das, was wir heute unter einem Poeten im engen Sinn verstehen. Trotzdem.
Das ist meine Spur. Wie geht das mit dem Frieden? Jesus sagt mir: Sei ein Friedenspoet. Sei eine Frie-denspoetin. Bringe Frieden hervor. Mach Frieden mit deinen Gedanken und Worten, mit deinen Werken und Taten, mit deinen Träumen und Liedern – mach Frieden mit deinem ganzen Sein. Sei kreativ dabei. Setze Frieden in die Welt. Tue ihn – und viel mehr noch: Lebe ihn!
Ich weiß auch: Das ist gefährlich. Ich habe nichts weiter als meine Friedenspoesie. Ich werde sehr wehrlos sein. Der Unfriede kann mich treffen. Mit seiner ganzen Wucht. Ich bin ja mitten dazwischen. Und trotzdem mache ich weiter. Und halte mich fest an den Worten: »Selig bist du … Gottes Kind.«
Pfarrer Michael Greßler, Camburg-Leislau
Autor:Online-Redaktion |
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