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Gemeinsam statt allein
15 Türme wollen zusammenwachsen

Foto: pixabay.de/OpenClipart-Vectors

Jedes Dorf hat seine Kirche und seinen Pfarrer. Das ist schon seit Langem nicht mehr so. Vielmehr schreiten die Regionalisierungsprozesse vielerorts immer weiter voran. Pfarrstellen fallen weg, die anfallende Arbeit müssen die noch vorhandenen Pfarrer mit übernehmen.

Von  Claudia Crodel

„Das war auch bei uns in der Kirchenregion Bitterfeld-Wolfen so: Ein Pfarrer ging in den Ruhestand, und es gab keine Nachbesetzung. Die drei Pfarrstellen für 15 Kirchengemeinden reduzierten sich damit auf zwei“, erzählt Patrick Jung, der Vorsitzende des Regionalbeirats „15 Türme“. „Für uns war klar, dass nun Ehrenamtliche stärker gefragt sind und mehr eingebunden werden müssen, um alle Arbeit stemmen zu können. Wir haben lange überlegt, ob wir Kirchengemeinden zu einem Kirchspiel zusammenlegen sollten oder das Zusammenwachsen erst mal anders probieren wollen“, erklärt er. Man entschied sich für den zweiten Weg.

Man sei sich sehr bewusst, dass viele bei den anstehenden Entwicklungen Ängste haben, dass die eigene Kirchengemeinde viel aufgeben müsse und nicht mehr die sein kann, die sie immer war. „Früher war jeder für sich, aber heute müssen wir anders denken. Wir müssen uns finden und zusammenwachsen, denn die Pfarrer können nicht überall gleichzeitig sein. Wir wollen nicht wegnehmen, sondern müssen bündeln, was zu bündeln ist. Das ist wichtig, damit die Pfarrer mehr Zeit für die Seelsorge haben“, sagt Patrick Jung.


"In dem Prozess muss man Geduld haben und auf die anderen hören, Bedenken und Fragen ernst nehmen"

So hat sich ein Regionalbeirat gegründet, in dem jeweils ein Mitglied aus jeder Kirchengemeinde mitarbeitet. Die Gemeindekirchenräte haben jeweils eine Person bestimmt, nicht unbedingt ein Mitglied aus dem GKR. „Ich gehöre auch nicht zum GKR, aber der GKR aus meinen Heimatort, Friedersdorf, hat mich bestellt“, sagt der junge Mann, Anfang 30, der den Vorsitz des Regionalbeirats übernommen hat. Der Beirat bereitet Vorschläge zur Zusammenarbeit vor, die dann in die GKR gehen. „Wenn wir gut gearbeitet haben, werden unsere Vorlagen von ihnen beschlossen“, erläutert Jung die Arbeitsweise.

Und welche Aufgaben hat sich der Regionalbeirat gestellt? „Wir wollen zunächst einmal die Selbstverwaltung der Gemeinden in Gang bringen und Termine abstimmen. Als Mittel dazu wollen wir die Kirchensoftware ›Church Desk‹ einführen. Die erscheint uns als Werkzeug gut geeignet dafür.“ So könne man Ehrenamtliche besser und effektiver einsetzen, weil nicht jede Kirche alles selber brauche.

Man will eine Internetseite erstellen, ein Logo für die Region „15 Türme“ entwickeln, einheitliche E-Mail-Adressen vergeben. Das sei eine gute Voraussetzung, um unkompliziert miteinander zu kommunizieren, Verbundenheit zu schaffen und zugleich gemeinsam nach außen auftreten zu können.

"Und natürlich überlegen wir, was wir gemeinsam machen können“, so Patrick Jung. So wird die turnusmäßig anstehende Elektrogeräteprüfung nicht mehr von jeder der 15 Kirchengemeinden einzeln organisiert werden müssen. Auch wolle man zu gemeinsamen Veranstaltungen einladen: zu großen Gottesdiensten für die ganze Region, einer gemeinsamen Friedensdekade oder einer Sommerkirche beispielsweise. Natürlich müsse man dabei auch immer auf die Finanzierung schauen.

„Die Regionalisierung ist ein Prozess, den wir erst lernen müssen. Dabei muss man auch Geduld haben und auf die anderen hören, ihre Bedenken und ihre Fragen ernst nehmen, auch wenn es dann manchmal bis zu einer Entscheidung länger dauert. Wenn man über die Sorgen der einzelnen Menschen hinweg-sieht, verliert man sie aber möglicherweise“, ist sich Patrick Jung bewusst. Der engagierte Vorsitzende ist optimistisch.

Autor:

Online-Redaktion

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