Kirchenkreis Eisenberg

Museumsanbau für das Brehm-Ensemble in Renthendorf

In den ostthüringischen Tälerdörfern reihen sich Fachwerkhäuser und Vierseithöfe an Bachläufen entlang, auf hügeligen Feldern wird Landwirtschaft betrieben, die Kuppen sind von Wäldern gesäumt.

Von Katja Schmidtke

Wer Glück hat, trifft auf Schwarzstorch und Biber. Das Miteinander von Mensch und Tier scheint ursprünglich und wird doch immer wieder neu verhandelt. Das gilt besonders in Renthendorf, wo das Lebens- und Arbeitsensemble zweier Gelehrter des 19. Jahrhunderts – "Vogelpastor" Christian Ludwig und "Tiervater" Alfred Edmund Brehm – vor dem Verfall bewahrt worden ist. Nun macht "Brehms Welt" den nächsten Schritt. Das mit großer Liebe zum Detail sanierte und zum modernen Museum umgestaltete Brehm-Haus erhält einen Anbau. Der Grundstein für das Forschungszentrum wird am 10. März gelegt.

"Neben der modernen Bibliothek und dem Depot entstehen Ticketshop, Büros, ein Raum für die Museumspädagogik sowie ein großer Mehrzweckraum für Vorträge mit integriertem kleinen Café", sagt Jochen Süss vom Zweckverband Brehm-Gedenkstätte. Der emeritierte Biologieprofessor übernahm 2012 die Leitung des Hauses, das damals wegen seines desolaten Zustands eigentlich schon geschlossen war. Ohne Süss, seinen Verve und seine Netzwerkarbeit gebe es "Brehms Welt" heute nicht.

Was Christian Ludwig Brehm als Pfarrer in Renthendorf initiierte und was sein Sohn Alfred Edmund als Forschungsreisender und Autor von "Brehms Tierleben" populärwissenschaftlich zugänglich machte, soll nun fortgesetzt werden: Ein Nachdenken über die Zusammenhänge in der Natur, über Ökologie, Biodiversität, Natur- und Artenschutz. Um es biblisch auszudrücken: Achtung vor der Schöpfung und Empathie für Tiere als Mitgeschöpfe. Der Anbau schafft den Platz dafür, das Brehm’sche Erbe weiterzugeben und weiterzuentwickeln. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gelten als wesentliche Zielgruppen der museumspädagogischen Arbeit. Darüber hinaus versteht sich "Brehms Welt" auch als kulturelles Zentrum im ländlichen Raum.

Während der Bauarbeiten am historischen Wohnhaus wurde auch die Bibliothek umgelagert. Sie umfasst 13 000 Inventarnummern und 1250 Autographen. Viele Werke befanden sich in einem desolaten Zustand, so Jochen Süss. Die Restaurierung kostet rund 250 000 Euro und soll in diesem Jahr abgeschlossen sein. Durch Sondervorhaben und Modellprojekte der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes und viele weitere Partner gelang die Finanzierung. "Aber es liegt noch ein Riesenberg Arbeit vor uns. Es gilt, das Konvolut, welches inventarisiert ist, zu katalogisieren und zu digitalisieren, und es dann in der Bibliothek quasi für die Ewigkeit zu bewahren", blickt Jochen Süss voraus.

Und dann gibt es natürlich noch Ideen, die weiter in die Zukunft reichen: Schließlich gehört zum Ensemble auch das ehemalige Pfarrhaus. Es befindet sich in Besitz der Kirchengemeinde, die Brehm-Stiftung möchte es gerne übernehmen, so Jochen Süss. Für Planungsarbeiten und Untersuchungen habe die Stiftung bereits Geld in die Hand genommen. In Christian Ludwig Brehms einstigem Arbeitszimmer und angrenzenden Räumen könnte eine Museumserweiterung entstehen, weiterhin ein bis zwei kleine Wohnungen für Forscher und Gäste. Auch soll der historische Pfarrgarten wieder erblühen. 

brehms-welt.de