Klinikseelsorgerin tankt Kraft auf ihrem Bauernhof
Zuhören und ausmisten
Den Kopf hat sie leicht zur Seite geneigt, sie lächelt aufmunternd, nickt zustimmend: Babet Lehmann hört zu, sie ist Klinikseelsorgerin. Seit 2016 gehört sie zum vierköpfigen Seelsorge-Team am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Dabei hätte es sie nach ihrem Theologiestudium in Jena fast an die Ostsee nach Usedom verschlagen. Das dortige Pfarramt wollte aber keine Anfängerin. So entschloss sich die gebürtige Jenaerin, in der Heimat zu bleiben. Als Klinikseelsorgerin spendet sie heute Trost, weiß, wo sie nachhaken kann, spürt, wenn sie jemandem nur einfach die Hand halten muss – und sie überrascht mit Anekdoten aus ihrem Privatleben.
Man traut es der zierlichen Frau vielleicht nicht zu, aber Babet Lehmann ist eine, die zupackt. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie auf einem Pfarrhof in Cospeda – Islandpferde, Hund, Katze und Hühner inklusive. Das Landleben erdet sie, sagt sie. Und hilft auch bei manch eher knorrigem Patienten. Die tauen auf, wenn sie vom Bauernhof berichtet und sich eine Gemeinsamkeit findet – abseits von Religion und Kirche.
Am UKJ betreut die 55-Jährige unter anderem Patienten in der Kinder- und Frauenklinik, der Urologie, der Psychiatrie, der Geriatrie und der Hautklinik. Auch zu Notfällen wird Babet Lehmann gerufen, zum Beispiel zu den Eltern des Frühgeborenen, das die Nacht nicht übersteht. „Wenn jemand stirbt, gibt es erst mal keinen Trost“, weiß sie. „Es hilft, wenn jemand etwas mit Ritualen anfangen kann: beten, eine Kerze anzünden, stilles Gedenken.“ Bei der Verarbeitung tragischer Fälle helfe ihr Bewegung. „Ich miste dann den Stall aus. Da kriege ich den Kopf frei“, sagt sie und fügt hinzu: "Ich freue mich, wenn sich die Menschen durch das Gespräch wenigstens für einen Moment besser fühlen.“
(red)
Autor:Online-Redaktion |
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