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Evangelische Grundschule Bernburg
Spielregeln statt Spielverderber

Bei der Aktionswoche in der Bernburger evangelischen Grundschule ging es auch um gute Tischmanieren. Das wurde praktisch und später auch theoretisch geübt, hier im Foto Bastelmaterial. | Foto: Katja Schmidtke
  • Bei der Aktionswoche in der Bernburger evangelischen Grundschule ging es auch um gute Tischmanieren. Das wurde praktisch und später auch theoretisch geübt, hier im Foto Bastelmaterial.
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Manche der Eltern waren skeptisch: Eine ganze Schulwoche lang täglich nur zwei Stunden Deutsch- und Matheunterricht – und am Rest des Tages ein Projekt?

Von Katja Schmidtke

Dabei geht es bei dem Vorhaben "Gemeinschaft braucht Regeln" um weitaus mehr als um einen kindertauglichen Knigge, betont Berit Kuhn, die Leiterin der evangelischen Grundschule in Bernburg. Konflikte friedlich zu lösen und wertschätzende Umgangsformen zu etablieren, sei keineswegs zu unterschätzen. "Was wir hier an Zeit und Kraft investieren, zahlt sich aus in den nächsten Wochen und Monaten, vielleicht sogar Jahren", sagt Kuhn. Diese Erfahrungen hat das Kollegium schon länger gemacht. Die Grundschule bietet das Projekt bereits seit einigen Jahren an. Alle Schülerinnen und Schüler sollen es in ihrer vierjährigen Grundschulzeit mindestens einmal, besser noch zweimal durchlaufen.

In fünf Projekttagen absolvierten die Kinder sechs Stationen. Sie arbeiteten dabei in altersgemischten und klassenübergreifenden Gruppen zusammen. Bei der Station Teamarbeit im Gymnastikraum wurden Seilspiele gespielt, die Kinder kamen nur weiter, wenn sie auch alle an einem Strang zogen. Die Geschichte vom Wutzwerg thematisierte den Umgang mit der Emotion, die das Innere zum Rasen bringt. Wut ist normal, aber als Strategien für einen guten Umgang damit taugen Brüllen und Schlagen nicht. "Wir lernen, die Wut herauszulassen, aber nicht an Menschen", klärte Berit Kuhn zum Beispiel über Atemübungen auf. Um die Kultur des Streitens mit konkreten Schritten für eine Konfliktlösung ging es bei der Projektwoche ebenso wie um Tischmanieren. Und in der Station "Spiel" hieß es bei Uno oder Memory: Mensch, ärgere dich nicht! Auch Verlieren will gelernt sein. Das alles mündete quasi in Station Nr. 6: Die goldene Regel. Was die Philosophie kennt, ist dem Christentum nicht fremd. Im Matthäusevangelium heißt es: "Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten" (7,12). Gemeinsam erarbeiteten die Kinder in ihren Gruppen, was diese goldene Regel, die zeitlos und wertvoll wie Gold ist, ganz konkret für ihren Alltag bedeutet, was sie für andere Kinder tun können und was sie sich von anderen Kindern wünschen: sich akzeptieren, einander helfen, freundlich sein, einander verzeihen.

Wer Kinder für das Leben und damit auch für das Zusammenleben und -lernen in der Schule stärken will, dürfe ihnen nicht alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. "Wir geben den Kindern mit der Projektwoche quasi einen Werkzeugkoffer in die Hand, voller Handwerkzeug für das Leben", sagt Schulleiterin Kuhn. Die gelernten Regeln sollen im Alltag geübt und verfestigt werden. Was das bringt, hat Berit Kuhn neulich auf der Klassenfahrt "ihrer" Viertklässler erlebt: "Die Kinder sorgen und kümmern sich umeinander".

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Katja Schmidtke

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