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Ukraine
Suche nach geschützten Räumen

Die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) hat Ende März eine erste Fahrt von 110 Kindern, Jugendlichen und junge Erwachsenen mit geistiger Behinderung und ihren Begleitpersonen aus der Ukraine nach Deutschland durchgeführt. Mit zwei Bussen und einem Bully wurden die geflüchteten Menschen von Glucholazy (Polen) nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachen gebracht. | Foto: epd-bild/Cornelia Suhan
  • Die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) hat Ende März eine erste Fahrt von 110 Kindern, Jugendlichen und junge Erwachsenen mit geistiger Behinderung und ihren Begleitpersonen aus der Ukraine nach Deutschland durchgeführt. Mit zwei Bussen und einem Bully wurden die geflüchteten Menschen von Glucholazy (Polen) nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachen gebracht.
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Wie viele Ukraine-Flüchtlinge mit Behinderung bundesweit schon untergebracht sind, ist unklar. Doch klar ist, dass es immer mehr Frauen, Männer und Kinder mit Handicap werden. Die Sozialträger der Behindertenhilfe bieten freiwillig ihre Hilfe an.

Von Dirk Baas

«Wir in der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal haben 30 Menschen mit Behinderung aus der Ukraine aufgenommen», berichtet Sprecher Wolfgang Kern im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eines von vielen Beispielen, wie die Träger der Behindertenhilfe selbst aktiv werden und auf zum Teil abenteuerlichen Wegen Behinderte nach Deutschland holen. Zentral gesteuert ist dieses Engagement nicht. «Krisen sind dadurch gekennzeichnet, dass nach einer chaotischen Phase Strukturen aufgebaut werden. So ist es auch jetzt», sagt Kern.

Es lasse sich nur schwer schätzen, mit wie vielen Betroffenen und ihren Betreuern man rechnen müsse, falls der Krieg andauere. «Es werden viele, sehr viele sein», vermutet Kern. Nach seiner Einschätzung kommen zunehmend Menschen mit Hilfebedarf. Und die bräuchten «die Professionalität und die Qualität, die wir behinderten und pflegebedürftigen Menschen entgegenbringen».

Schwerst mehrfach Behinderte oder Menschen mit geistiger Einschränkung benötigen hoch professionelle Unterstützung. Die könne nur ein spezialisierter Träger bieten. Jörg Markowski vom Bundesverband evangelischer Behindertenhilfe (BeB) bestätigt, dass viele Einrichtungen sich selbst auf den Weg gemacht und Unterstützung organisiert haben. Doch offen sei, wie viele Betroffene bereits sicher untergebracht seien, sich erholen und zur Ruhe kommen können. Infos darüber würden nicht systematisch gesammelt.

Koordiniertes Vorgehen

Nach Angaben der Bundesvereinigung Lebenshilfe sind nicht alle Aufnahmeplätze «unbedingt für eine mittelfristige Unterbringung geeignet sind, weil es sich häufig um ehemalige Wohnstätten handelt, bei denen für eine Nutzung noch Arbeiten erforderlich wären», sagt Geschäftsführerin Jeanne Nicklaus-Faust. Und: «Es wäre hilfreich, wenn nicht verschiedenste Verbände und Initiativen in der Vermittlung und Aufnahme von Flüchtlingen aktiv sind.» Besser wäre es, koordiniert vorzugehen.

Das zeichnet sich nun ab. In einer bundesweiten Datenbank (hier klicken) sammeln jetzt Organisationen der Behindertenhilfe Wohn-, Assistenz- und Transfer-Angebote für behinderte Flüchtlinge, um die Verteilung und Aufnahme besser steuern zu können.

Die Liste der Einrichtungen, die Menschen mit Behinderung aufnehmen, wächst täglich. Der BeB berichtet, dass darunter unter anderem die Rotenburger Werke in Niedersachsen, Bethel.regional und Eben Ezer in NRW seien.

Das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) hat am 24. März 37 schwerst- oder mehrfachbehinderte Kinder, Betreuerinnen und deren eigene Kinder aufgenommen, die zuvor in Polen waren. Sie kommen im Gästehaus des CJD-Berufsbildungswerks in Koblenz unter. «17 von ihnen können nur liegend transportiert werden. Auch ihre gesundheitliche Situation ist teilweise sehr schwierig», berichtete CJD-Vorstand Petra Densborn.
«Wir können ihnen geschützte Räume geben.» Behinderte Kinder benötigten eine intensive Traumabewältigung.

Auch der Fachverband «Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie» hat bereits 200 Menschen mit Behinderung und ihre Betreuer aus der Ukraine geholt. Die Neuankömmlinge hätten zuvor in Kiew in altersgemischten, familiären Kleingruppen gelebt, vergleichbar mit den hiesigen SOS-Kinderdörfern. «Diese altvertrauten Strukturen sollen nach Möglichkeit beibehalten bleiben, denn sie geben den jungen Menschen den Halt, den sie zur Bewältigung der aktuellen Situation benötigen», so Pressesprecher Thomas Schneider. Und der Bedarf sei riesig: «Allein in Lwiw warten noch tausende Kinder und junge Erwachsenen mit geistiger Behinderung auf ihre Evakuierung.» (epd)

Behinderte fliehen vor dem Krieg
Autor:

Katja Schmidtke

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