Der große Luther als Ehemann und Familienmensch
Von Julia Reinard
Mensch Martinus. Warum uns Luther zu Herzen geht« ist eine Biografie über Martin Luther betitelt. Autor des handlichen Hardcover-Bandes ist der Wittenberger Theologe und Schriftsteller Uwe Birnstein.
Vom Buchcover zwinkert Luther den Leser an – das soll ihn vom großen Mann der Zeitgeschichte zum Mitmenschen machen, zu einem Menschen mit Herz. Auch die Aufmachung zielt in die Richtung: Die Überschriften einschließlich dem Titel wirken wie handgeschrieben. Danach folgt innerhalb der Kapitel eine Art Zusammenfassung des folgenden Inhalts, in der der Autor den Leser persönlich anspricht und das Folgende wertet. Das liest sich dann so: »Neuntes Kapitel – das uns Lust macht, mit Martinus dem Volk aufs Maul zu schauen. Überrascht stellen wir fest, wie er bis heute unsere Sprache mit eingängigen Worten bereichert hat. Und wir erkennen, dass in dem oft derben Martinus eine poetische Seite schlummert.« Auf den folgenden zehn Seiten erläutert Birnstein Luthers beziehungsweise Martinus’ überragende Leistung bei der Bibelübersetzung und seinen Anteil an der Entwicklung deutscher Kirchenlieder. Nachvollziehbar schildert er die Art, wie Luther das Übersetzen anging: Verständlichkeit vor gleichem Wortlaut. So macht er aus Psalm 63,6 »Lass meine Seele voll werden wie mit Schmalz und Fetten« den Satz: »Das wäre meines Herzens Freude und Wonne.«
Es gibt im 128-Seiten-Bändchen ein paar solcher Stellen mit Inhalten, die vielleicht noch unbekannt sind. Doch hauptsächlich ist es eine Biografie Luthers für Menschen, die noch nichts oder wenig über den Reformator wissen. Besonders schade ist, dass man auf Antworten des im Titel genannten Vorhabens »Warum uns Luther zu Herzen geht« vergebens wartet. Zwar lernt man den großen Martin Luther als Ehemann, Familienmensch, als Kranken und Sterbenden persönlich kennen, aber die Parallelen zu heute fehlen leider. Warum er uns also »zu Herzen geht«, erklärt sich daraus leider nicht.
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