»Mission ist die Aufgabe aller Getauften und Gefirmten«
Katholische Theologen verfassen zehn Thesen zum missionarischen Aufbruch der Kirche
Von Sabine Kuschel
»Nach menschlichem Ermessen wird die Kirche in Deutschland, Österreich und der Schweiz in wenigen Jahren kaum mehr eine gesellschaftlich wahrnehmbare Rolle spielen«, lautet die Prognose des im Januar erschienenen »Mission Manifest«. Die Autoren wollen sich mit dieser Aussicht nicht abfinden. Mit zehn Thesen rufen sie zu einem breit angelegten missionarischen Aufbruch auf, in ihren Augen die einzige Chance, um die Kirche zu retten.
Die Idee zu diesem Manifest entstand im Juni des vergangenen Jahres bei einem Treffen von sechs Katholiken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Augsburger Gebetshaus. Grund ihres Treffens war es, über den Weg der Kirche in ihren Ländern nachzudenken. Dabei herrschte Einigkeit darüber, dass die Kirche an einem Punkt angelangt sei, an dem es kein »Weiter so« mehr geben könne. Die Rückbesinnung auf das Evangelium, auf Gebet und Mission erkannten sie als notwendig, um die Kirche vor dem Untergang zu bewahren. Zur Ausformulierung der Thesen für das Buch »Mission Manifest« holten sie weitere gleichgesinnte Autorinnen und Autoren mit ins Boot.
Obwohl es sich um eine Initiative in der katholischen Kirche handelt, ist die Publikation durchaus als Lektüre für evangelische Christen anregend und beherzigenswert. Die Autoren wollen im Blick auf missionarische Aktivitäten nicht mit dem Finger auf andere zeigen, etwa Bischöfe, Religionslehrer und Hauptamtliche in den Gemeinden. Sie heben ausdrücklich hervor: »Die Weitergabe des Glaubens ist die Sache aller Getauften und Gefirmten.« Es gehe ihnen nicht um Mitgliederwerbung und nicht darum, die Islamisierung aufzuhalten. Denn wenn die Kirchen an Mitgliederschwund leiden, »ist das weniger schade um die Kirche als schlimm für die Menschen, die Gott verlieren oder Jesus nie kennenlernen«.
Es sei die Sehnsucht, Menschen mit Jesus in Berührung zu bringen, die die Autoren antreibe. Beharrlich führen sie ein um das andere Argument an, warum es keinen Weg an der Mission vorbei gebe, zeigen Defizite auf und analysieren die Situation schonungslos. Zugleich verweisen sie auf die Chancen, Menschen für den Glauben zu begeistern, die so groß wie nie seien. Diese Beharrlichkeit mag ein Indiz für die Ernsthaftigkeit und den Kampfgeist der Autoren sein. Sie birgt neben der Gefahr der Zuspitzung auch die, den Leser zu ermüden.
Beim Darstellen eines dramatischen Szenarios bleibt es indes nicht, auch der Leser wird damit nicht allein gelassen. Wer sich mit den Thesen einverstanden erklären will, kann sie über die Website der Bewegung unterschreiben und beitreten. Dort wird auch beschrieben, wie Mission konkret umgesetzt werden kann.
Meuser, Bernhard; Hartl, Johannes; Wallner, Karl (Hg.): Mission Manifest. Die Thesen für das Comeback der Kirche, Herder Verlag,
240 Seiten, ISBN 978-3-451-38147-8, 20 Euro
Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchenzeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61
Autor:Online-Redaktion |
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