Ostern als Geschenkefest
Pro und Kontra: Ostern wird in vielen Familien inzwischen als großes Geschenkefest begangen.
Von Ellen Nebel
Zu bunten Eiern im Osternest gibt es dann noch eine große Ritterburg oder ein neues Fahrrad. Experten diskutieren: Ist so viel Konsum zum Fest angemessen?
Pro:
»Es ist grundsätzlich nichts dagegen zu sagen, wenn Menschen sich gegenseitig auf gute Weise bereichern, auch durch materielle Geschenke zu Ostern«, sagt der evangelische Religionspädagoge Michael Wermke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ostern sei für ihn sogar ein wichtigeres Fest als Weihnachten: »Die österliche Erinnerung an die Auferstehung Jesu ist aus Sicht protestantischer Theologie bedeutender als die Erinnerung an seine Geburt.«
Die Vorfreude auf Geschenke stehe symbolisch für die Vorfreude auf das vollendete Reich Gottes. »Insofern dürfen die Geschenke an Ostern auch ruhig mal größer ausfallen«, so Wermke.
Dabei sei zu beachten, dass es pä-
dagogisch ein Problem darstelle, wenn durch Geschenke Bindungsdefizite ausgeglichen werden sollen. »Werbeabteilungen zielen mit ihren Botschaften bewusst auf das Gefühl vieler Eltern, die meinen, beispielsweise durch ihre Berufstätigkeit keine ausreichende Bindung zu ihren Kindern aufbauen zu können«, gibt der Wissenschaftler zu bedenken.
Damit verbunden sei auch die Gefahr, dass Kindern Geschenke gemacht werden, die ihrem Alter nicht entsprechen und sie überfordern.
Kontra:
»Ostern als drittes großes Geschenkefest im Jahr neben dem Geburtstag und Weihnachten erzeugt großen Erwartungsdruck«, sagt hingegen die evangelische Theologin Susanne Platzhoff. Das Osterfest erinnere an die großen Themen von Leben und Tod. »Schon die Jünger Jesu haben auf dem Weg nach Emmaus die Erfahrung gemacht, dass sich der Auferstandene auch wieder entzieht, wenn man ihn greifen will.«
»Zu Ostern sollte deshalb eher den leisen Tönen Raum gegeben werden«, sagt Platzhoff, die zur Osterbotschaft promoviert hat. Dies geschehe durch alte Bräuche wie das Färben von Ostereiern oder liebevolles Dekorieren von Osternestern. »Durch zu viele, zu große Geschenke gerät die Osterbotschaft zu sehr in den Hintergrund.« Überdies blieben Familien, die sich ein weiteres großes Geschenkefest nicht leisten können, durch den Geschenkewahn zu Ostern zusätzlich außen vor, gibt die Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen St.-Nikolai-Kirche Burg auf Fehmarn zu bedenken. (epd)
Autor:Online-Redaktion |
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