Forschung
Sicher musizieren in Zeiten von Corona
Seit dem 31. August sind Musik-und Theaterinszenierungen in Thüringen auch in Innenräumen wieder gestattet. Welche Hygieneschutzmaßnahmen bei Proben und öffentlichen Auftritten wirken, zeigt ein mehrstufiges Experiment der Professuren Bauphysik und Industriedesign an der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach sowie der Staatskapelle Weimar.
»Mund-Nasen-Bedeckungen helfen, die Ausbreitung von infektiöser Atemluft zu mindern, beim Singen leidet jedoch die Klangqualität, und für das Spielen von Blasinstrumenten sind diese gänzlich ungeeignet«, gibt Professor Andreas Mühlenberend von der Bauhaus-Universität Weimar zu bedenken. Um dennoch sicher zu musizieren, könnten spezielle Filter für Blechblasinstrumente sowie der »BauhausUniVisor«, beide unter seiner Leitung entwickelt und getestet, eingesetzt werden.
Den entscheidenden Impuls lieferte Professor Gernot Süßmuth, Konzertmeister der Staatskapelle Weimar. Professor Mühlenberend entwickelte die ersten Prototypen: Die Filter bestehen aus herkömmlichem Zellstoff, der in eine wabenartige Form geschnitten und mit Hilfe von Klebeband vor dem Schallbecher des jeweiligen Blasinstrumentes oder vor dem Mundstück der Querflöte locker angebracht wird.
Die Wirksamkeit der Filter wurde zuvor in einem mehrstufigen Experiment belegt. Dabei zeigte sich: Wie stark sich die Atemluft ausbreitet, hängt nicht nur von der Art des Instruments, sondern zugleich von der individuellen Spiel- bzw. Gesangstechnik sowie den physischen Eigenschaften der Musiker ab. Bis zu maximal etwa 1,1 Meter weit reichte die Atemluft beim Musizieren in den Raum. Besonders ausgeprägt waren der Atemausstoß beim Spielen von Querflöte, Klarinette, Oboe und Fagott, sowie beim Singen.
Durch den Einsatz eines einfachen Filters wird die Reichweite der Atemluft, die beim Spielen der Instrumente weit in den Raum geführt wird, stark reduziert. Besonders deutlich war der Effekt beim Querflötenspiel zu beobachten: Mithilfe des Zellstofffilters konnte die über das Mundstück geblasene Luft von 100 auf weniger als 15 Zentimeter Reichweite reduziert werden, ohne akustische Einbußen zu verzeichnen. »Auch beim Spielen der Blechblasinstrumente war durch den Gebrauch der Filter nahezu kein Unterschied in der Klangausformung zu hören, weshalb diese mindestens während der Proben zum Einsatz kommen könnten«, schlussfolgert Lia Becher von der Professur Bauphysik.
Diese Filter seien jedoch nur bei Blechblasinstrumenten sinnvoll, da hier die gesamte Atemluft aus dem Schallbecher entweicht, so die Forscherin weiter. Beim Spielen von Holzblasinstrumenten tritt die Atemluft hingegen auch aus den Tonlöchern und teilweise am Mundstück aus. Auch Mund-Nasen-Bedeckungen sowie der »BauhausUniVisor« hatten beim Singen nachweislich einen eindämmenden Effekt auf die ausgestoßene Atemluft. Allerdings wurde der Ton hierbei gedämpft, weshalb diese ausschließlich für Proben geeignet seien, so das Fazit. (red) Hintergrund
Autor:Online-Redaktion |
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