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Des Reformators Ambivalenz bei Zauberei

Folterinstrument: Die Streckbank in der Ausstellung im Kriminalmuseum | Foto: Kriminalmuseum
  • Folterinstrument: Die Streckbank in der Ausstellung im Kriminalmuseum
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Sonderschau im Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber zu »Luther und Hexen«

Von Daniel Staffen-Quandt

Ein unheimliches Gewisper wabert durch die Luft. Zauber- und Hexensprüche in Mittelhochdeutsch, Mittellatein und
frühem Neuhochdeutsch begrüßen die Gäste im Kriminalmuseum in Rothenburg
ob der Tauber. »Wir verwenden nicht viel Technik in unserem Museum – aber wenn, dann gezielt«, betont Direktor Markus Hirte. Die Töne aus einem speziellen Lautsprecher verfehlen ihre Wirkung nicht: ein bisschen Gänsehaut und wildes Umherschauen. So startet man in die Sonderausstellung »Mit dem Schwert oder festem Glauben – Luther und die Hexen«.
Natürlich ist die Schau mit Blick auf das 500. Jubiläumsjahr der Reformation entstanden, sagt Museumschef Hirte: »Wir haben die größte deutsche ›Hexensammlung‹, was Literatur, Faksimile und Exponate angeht.« »Das Verhältnis Luthers zum Thema Hexerei war ein ambivalentes – wie bei vielen anderen Dingen auch, etwa dem Judentum.« Der Reformator sei schon als Kind abergläubisch gewesen, das habe er von Zuhause mitbekommen. Seine Meinung über Zauberei und Hexerei pendelte zwischen Gnade und Folter und Scheiterhaufen: »Diese Ambivalenz lässt sich theologisch nicht erklären.«
Die Sonderschau versucht sich deshalb an einem Psychogramm Luthers, um den Gründen seiner Angst und Abscheu vor Hexen auf die Spur zu kommen. »Wir denken, es liegt in seiner Person sowie den historischen Umständen begründet«, sagt Hirte. Luther sei Choleriker gewesen, litt an Koliken und Nierensteinen: »In eben solchen Phasen konnte es für ihn gar nicht genug Folterknechte und Scheiterhaufen geben, weil er für seine Leiden hexerischen Schadenszauber verantwortlich machte.« Ging es ihm gut, war er milder gestimmt und plädierte für Mission und Gnade. Luther lebte außerdem in einer Zeit des Umbruchs, in der sich die weit verbreitete Hexenangst bis zur Pogromstimmung steigerte.
Es geht in der Schau um Grundsätzliches: Wann konnte man dereinst der Hexerei angeklagt werden? Und was ist der Unterschied zwischen Häretikern und Hexen? Wann wurde die Hexerei eigentlich vornehmlich weiblich? Und wieso gab es in den damaligen Zentralstaaten keine oder kaum Hexenprozesse samt Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, dafür aber ziemlich viele auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands? Je nach Interesse kann man in der Ausstellung zwischen 30 Minuten sowie drei Stunden verbringen, es gibt Multimedia-Stationen und klein beschriftete Tafeln. Die Sonderausstellung des Kriminalmuseums soll noch bis mindestens Ende 2018 zu sehen sein. (epd)

www.kriminalmuseum.eu

Autor:

Adrienne Uebbing

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