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Es gibt keine Alternative!

Katharina Luther – Am 22. Februar um 20.15 Uhr zeigt das Erste den Fernsehfilm. Karoline Schuch spielt die Hauptrolle der Katharina von Bora. Amet Bick sprach mit der Schauspielerin.

Frau Schuch, Katharina von Bora hatte als entflohene Nonne weder soziale Sicherheit noch Ansehen. Der einzige Ausweg, der ihr blieb, war, so schnell wie möglich zu heiraten. Im Film wirkt es so, als sei Martin Luther der einzig mögliche Kandidat für sie gewesen. War es eine Liebesheirat?
Schuch:
Das hat sich für mich jedenfalls nicht so angefühlt. Ich glaube auch, dass eine Liebesheirat, so wie wir sie uns heute vorstellen und wünschen, im Mittelalter noch äußerst selten war. In meiner Vorstellung hat sich aber nach der Hochzeit zwischen Katharina und Martin eine starke und vertrauensvolle Liebe entwickelt – was ein großes Glück war.

Katharina ist in dem Film eine zupackende, energische und kluge Frau, die wie eine Löwin für ihre Familie kämpft. Sie spielen sie aber auch als eitle und gelegentlich harte Frau. Meinen Sie, Katharina eignet sich zur Heldin?
Schuch:
Eine Frau muss nicht immer gefällig und freundlich sein, um Großes zu leisten, ganz im Gegenteil. Ich glaube, dass wir Frauen uns oft selbst im Weg stehen, weil wir uns zu sehr über die möglichen Befindlichkeiten anderer Gedanken machen. Katharina hat die vielen Dinge in ihrem Leben nur durch die ihr eigene Art erreichen können, und ich finde das toll.

Gibt es etwas, wofür Sie sie bewundern, etwas, das Sie an dieser Frau besonders beeindruckt?
Schuch:
Ein »ganzes« Leben zu wollen, so wie es Katharina und Martin im Film mehrmals als Lebensziel für sich formulieren, finde ich sehr beeindruckend. Dieses »ganze« Leben ist natürlich Auslegungssache und jeder kann für sich formulieren, was zu diesem Leben dazugehört. Für Katharina war es vor allem, eine Familie zu gründen und nach Gottes Geboten zu leben, immer verbunden mit der Bereitschaft, die Bedingungen zu ändern, wenn sich dieses Leben nicht mehr richtig angefühlt hat.

Katharina und Martin Luther erscheinen in dem Film als sehr emanzipiertes Paar. Für wie realistisch halten Sie das angesichts der Restriktionen jener Zeit?
Schuch:
Das ist doch gerade ihr Vermächtnis, in diesem wirklich düsteren Zeitalter der Angst und Restriktionen neue Wege zu gehen und Altes zu überwinden. Sie waren als Familie das Abbild der gelebten Reformation, die ja nicht nur die Kirche betraf, sondern gerade und besonders das zwischenmenschliche Zusammenleben. Mit allen Schwierigkeiten, die dieses neue Leben natürlich beinhaltete.

Wie ausführlich haben Sie sich für den Film mit der Biografie und den Lebensbedingungen von Katharina auseinandergesetzt?
Schuch:
Ich habe mich lange und viel mit allen möglichen Dingen beschäftigt, habe historische Romane gelesen, war an den Orten ihres Lebens, in Nimbschen, Wittenberg, Torgau. Ich habe eine Woche im Kloster gelebt und den Gebetszeiten der Zisterzienserinnen beigewohnt, das war wunderbar. Ich habe außerdem einen Schauspielcoach, mit dem ich seit vielen Jahren arbeite, mit dem ich mich viel und lange mit Katharinas Gefühlswelt beschäftigt habe.

Was hat Sie bei der Beschäftigung mit ihr besonders überrascht?
Schuch:
Ich wusste ja anfangs nicht mal, dass Martin Luther überhaupt eine Frau und so viele Kinder gehabt hat, das war mir völlig neu. Erstaunt war ich, dass keinerlei Dinge von ihr, also weder schriftliche Dokumente noch Briefe, aufgehoben wurden. Ich bin überzeugt, dass sie viele gute, auch verschriftlichte Gedanken hatte. Dass sie damals nicht aufbewahrenswert gewesen sind, entspricht natürlich der Zeit, ich finde es aber auch ärgerlich und vor allem sehr schade.

Die Angst vor der Hölle und dem Teufel, vor Strafe für begangene Sünden war damals sehr groß. Ist das ein Thema, das Sie beschäftigt? Oder sagen Sie, Luther sei Dank, das spielt heute keine Rolle mehr?
Schuch:
Wenn uns heute Schlechtes widerfährt, dann denken wir immer noch: Was habe ich getan, dass mir das passieren musste? Diesen Gedanken kenne ich. Das Unglück, das uns widerfährt, nennen wir vielleicht nicht mehr Teufel, sondern zum Beispiel »schlechtes Karma«. Dieser ganze Schuld-und-Sühne-Apparat ist nicht mehr so existent wie damals und der Ablasshandel ist zum Glück verboten. Aber die Menschen brauchen nach wie vor Dinge, an die sie glauben können und die ihnen Halt geben.

Katharina stand im Schatten ihres Mannes, war nach seinem Tod lange vergessen. Meinen Sie, sie hat auch unabhängig von ihrem Mann eine Botschaft für uns heute?
Schuch:
Was wir von ihr lernen können, ist, dass es wichtig ist zu wissen, wie man leben möchte. Wenn man sich darüber im Klaren ist und Zustände bemerkt, die dazu beitragen oder dies behindern, dann ist man auf einem guten Weg. Gleichzeitig ist es wichtig, dass man das, was man liebt und wofür man gekämpft hat, behütet und beschützt. Es gibt für Katharina keine Alternative zum »ganzen« Leben. Das mag ich sehr.

Mit der Regisseurin Julia von Heinz und dem Schauspieler Devid Striesow haben Sie 2015 den Film »Ich bin dann mal weg« gedreht, in dem es um eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg geht – im weitesten Sinne also auch um ein religiöses Thema. Zufall oder Absicht?
Schuch:
Das ist natürlich Zufall und beide Filme könnten ja unterschiedlicher nicht sein. Mit Julia und Devid würde ich so gut wie jeden Film drehen, ich habe beide wirklich sehr gern.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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