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Vom Hitzkopf zum Fels

Petrus mit den Schlüsseln der Himmelspforte. Bemalung im Bogen der Apsis in der Kirche 
St. Nikolai in Constappel bei Meissen. | Foto: epd-bild
  • Petrus mit den Schlüsseln der Himmelspforte. Bemalung im Bogen der Apsis in der Kirche
    St. Nikolai in Constappel bei Meissen.
  • Foto: epd-bild
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Der leidenschaftliche Petrus erzählt von seiner Passion und davon, wer er gerne wäre

Nacherzählt und aufgeschrieben von Roland Spur

Ich habe mir schon oft vorgenommen, mich zu ändern. Deshalb habe ich auch geheiratet. Zu zweit geht’s besser. Oder etwa nicht? Doch meine Schwiegermutter! Ihr Gegacker geht mir auf die Nerven. Und das Krähen eines Hahnes kann ich gar nicht ertragen. Wenn ich daran denke, durchzucken mich Scham und Schande: der Moment, als ich am schlimmsten versagt habe. »Ich werde dich nicht verraten. Niemals!« Und Jesus hat mich nur ruhig angeschaut: »Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verraten.«
Stimmt. So ist’s gekommen. Ich wollte immer der erste, der beste, das Vorbild sein. Und bin im Grunde doch nur der Apostel mit dem voreiligen Mundwerk. Ein Aufschneider, jämmerlicher Angeber, Versager, Verräter –
erbärmlich. Jesus hatte mich eines schönen Tages lange angeschaut und lächelnd zu mir gesagt: »Du sollst Kephas heißen.« Also Petros, Felsstück, Stein. Was war das? Ein Spitzname? Zu mir! Ausgerechnet! Wo ich zu den Leuten gehöre, die sich voll und ganz in was hineinstürzen – und dann einen Rückzieher machen. Ja, ich neige zu großen Versprechungen, kann sie dann aber doch nicht erfüllen. Leider.
Das ist kein Spitzname. Ich verstehe allmählich, warum Jesus mir den Namen gab: So soll ich werden. Da will er mich hinkriegen: ein Fels in der Brandung. Das ist sein Ziel! Feststehend soll ich werden, felsenfest. Das Gegenteil von dem, wie ich bisher war. Massiv und dauerhaft, ein »Petrus« soll ich werden. So sieht mich Jesus.
Ich wollte der Sprecher, der Erste, der Anführer sein. So oft bin ich von Jesus zurechtgewiesen worden für mein Engagement. Als ich nur ein einziges Mal zum Schwert griff, bei der Verhaftung, und da im Garten den Malchus enthaupten wollte, aber nur sein Ohr traf, da hat Jesus ihn geheilt und mich abgekanzelt. Erst mit der Zeit hab ich Jesu Jünger-Berufung kapiert: kein Klüngel, sondern lauter unterschiedliche Leute, die im Grunde überhaupt nicht zusammenpassen, normalerweise. Doch mit ihm schon. Mir hat er immer wieder beigebracht, mich zu beherrschen. Und den andern, die auch immer gestritten haben, wer der Größte sei, denen hat er vor dem Essen und Feiern am Passah-Abend die Füße gewaschen. Er, die Drecksarbeit eines Dieners! Also ihnen den Kopf gewaschen, symbolisch, wie das seine Art war. Nur anderen zu dienen macht wirklich groß.
Jesus hat meine Schwiegermutter vom Fieber geheilt. Ob er mich auch heilen wird von meiner Hitzköpfigkeit? Um ein guter Anführer zu sein, muss ich Beherrschung lernen. Und erst einmal selber Christus ähnlich werden.

Autor:

Online-Redaktion

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