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Auch eine Art Seelsorge

»Hotelière aus Leidenschaft«: Claudia Wießner | Foto: Privat

Porträt: Claudia Wießner führt das christliche Hotel Amalienhof

Von Hilde Weeg

Ich habe mich in ein 191 Jahre altes Dornröschen verliebt«, erklärt Claudia Wießner, »da war nicht nur ein Kuss notwendig, um es aus dem Schlaf zu wecken.« Ihr frisch verjüngtes Dornröschen ist das Hotel Amalienhof in Weimar. Das Haus mit heute 50 Zimmern wurde noch zu Lebzeiten von Goethe in dessen Nachbarschaft erbaut und 1904 vom »Verband christlicher Hospize« übernommen.
»Das Haus hat eine einzigartige Geschichte. Hier wurden schon vor 1900 junge Frauen vom
›Marthe-Marien-Verein‹ in Hauswirtschaftslehre ausgebildet; zu DDR-Zeiten war es bekannt als Zufluchtsort und ›letzter Hafen‹ für Ausreisewillige, die das Land verlassen wollten oder mussten.«
Als Wießner 2005 übernahm, erhielt sie vom Träger, dem Diakonischen Werk, eine strenge Vorgabe: »Entweder ich schaffe es innerhalb von zwei Jahren, das Haus wirtschaftlich zu führen, oder es wird ein Altenheim daraus.« Die damals 29-jährige Diplom-Betriebswirtin nahm die Herausforderung an. Was der »Hotelière aus Leidenschaft« half, waren ihre Erfahrungen aus Tourismuswirtschaft und Hotellerie in Berlin und an der Ostsee: »Im Jahr 2000 konnte ich den Prozess der Umgründung von insgesamt 80 Häusern unter das Dach der VCH GmbH (Verband christlicher Hoteliers) begleiten«, erklärt sie.
Von den christlichen Werten ihrer Arbeitgeber ist sie überzeugt. »Das biblische Leitmotiv der Gründerväter des VCH gilt auch in unserem Haus: ›Herberget gerne!‹ (Röm. 12,13; Hebr. 13,2). Die Gäste, die unsere Häuser besuchen und die Menschen, die bei uns arbeiten, verdienen gleichermaßen Aufmerksamkeit und Fürsorge.« Die Aufgaben im Hotel seien außerdem oft mit denen eines Seelsorgers vergleichbar. »Mich und meine Mitarbeiter interessiert, was die Gäste bewegt, was sie bedrückt oder was sie erlebt haben. Das ist ein Dienst am Nächsten, den wir jeden Tag aufs Neue praktizieren.«
Ihr Engagement wird belohnt: Seit Februar 2017 ist ihr Haus erneut unter den Top 5 in Thüringen im Portal Holidaycheck zu finden. Sie selbst wurde als Unternehmerin für den Emily-Roebling-Preis 2017 nominiert, der im Mai in Erfurt verliehen wird. Wießner engagiert sich auch als kollegiale Beraterin und Mentorin für Projekte in Eisenach und Berlin –
aber auch sozial und kulturell in Weimar. Die jüngste Idee: »Im letzten Jahr haben wir ›Serviced Appartments‹ für Langzeitgäste eröffnet, für Menschen, die sich für längere Zeit in Weimar einrichten wollen, ohne hierher umzuziehen. Da haben wir jetzt eine Lücke gefüllt.«
www.amalienhof-weimar.de

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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