Meine Frau sah es mit Entsetzen
DAS SETZT SICH ZU!
Das neue Jahr lag in den ersten Zügen. Es war, wenn ich mich recht erinnere, ein Samstag. Ich wollte gerade beim Bäcker die Brötchen holen, da sah ich meine Frau mit dem Messer im Abfluss der Spüle stochern. Sie hatte schon zweimal davon gesprochen, dass das Wasser nur mühsam ablaufe. Aber ich hatte ihre Bemerkungen
überhört oder wieder vergessen. Was sagt eine Frau ihrem Mann nicht alles, wenn der Tag lang ist!? Also ging
ich zu meiner Werkzeugkiste, die im Flurschrank unter den Mänteln und Jacken ihren Platz hat, kramte ein wenig darin herum und fand auch den passenden Schraubenzieher, mit dem man den Verschluss lösen kann.
So bewaffnet erschien ich wieder in der Küche, setzte eine entschlossenen Miene auf und begann zu schrau-ben. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß, dass diese Dinger lang sind, und man eine Weile zu schrauben hat. Sie haben ja auch etwas zu halten, und insofern ist es nur recht und billig, wenn sie nicht gleich heraus zu drehen sind. Die Frage meiner Frau, ob ich das denn auch könne, hatte ich unbeantwortet gelassen. Ich hatte das aber schon gemacht. Es war ja nicht die erste Spüle in unserem 50-jährigen Eheleben, die nicht mehr
ordentlich ablief. Meine Frau freute sich, dass sie jetzt den Verschluss herausnehmen konnte und so dem Dreck
aus Essenresten, Fusseln und anderem mehr zu Leibe gehen konnte. Ich ging erst einmal zum Bäcker. Vergaß aber, darauf hinzuweisen, dass unbedingt ein Eimer untergestellt werden müsse, wenn sie zum Säubern mit Wasser arbeiten wolle... Als ich zurück kam, fand ich sie ziemlich aufgelöst vor. Zunächst hatten Toiletten-papier und Küchenrollen, die unter der Spüle aufbewahrt werden, ihre Saugkraft bewiesen. Dann aber drängte das Wasser in die Küche und setzte meine Frau in Panik. Nun, wir konnten das Problem gemeinsam lösen und
setzten uns dann erst einmal zum Frühstück. Das ist ohnehin die beste Tageszeit! Und weil ich nun gerade in Schwung war und unter der Spüle alles so schön frei, begann ich auch den Geruchsverschluss, der dafür sorgt, dass die Gase aus Spülwasser, Fit und Essensresten nicht zu riechen sind, abzubauen und zu reinigen. Meine
Frau sah es mit Entsetzen! Man glaubt nicht, was man da mit einer ausgedienten Zahnbürste alles heraus ho-
len kann! Doch als das dann geschehen war, und die Teile wieder zusammen bzw. angeschraubt waren, stellte
ich einen Eimer unter, füllte Wasser in die Spüle, zog den Stöpsel und schaute gespannt in den Eimer. Ganz dicht war die Spüle nicht. Doch sie hatte auch nicht viel Wasser durchgelassen. Und so sagte ich den Satz, den
alle Klempner in solchen Fällen zu sagen pflegen: Das setzt sich zu!
Autor:Martin Steiger |
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