Folge 29 – 1980 und 1981
Versöhnung duldet keinen Aufschub
Die Hoffnung auf Befriedung der Weltlage rückt in weite Ferne, abzulesen an der wiederkehrenden Frage in verschiedenen Berichten in diesen beiden Jahren, was die Kirchen – national und international – zum Frieden beitragen können. Der Magdeburger Bischof Werner Krusche sieht 1980 die "Entspannungspolitik aufs äußerste gefährdet!" Im Dezember 1979 marschiert die Armee der UdSSR in Afghanistan ein; im September 1980 beginnt der erste Golfkrieg zwischen Irak und Iran.
Von Dietlind Steinhöfel
Die Kirchen der DDR und der BRD berufen im März 1980 eine gemeinsame Konsultation ein, die sich mit der Friedensverantwortung der Kirchen befasst. Bischof Albrecht Schönherr äußert gegenüber einem Journalisten sein Bedauern über einen Boykott der Olympischen Sommerspiele in Moskau. Er sagt: "Wir halten dies für eine Fehlmaßnahme." Es sei nicht sinnvoll, wenn zwei Großmächte auf diese Weise miteinander verkehrten.
Zum 9. November ruft die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR zu einem Bittgottesdienst für den Frieden in allen evangelischen Kirchen auf. Zudem kommt aus der ökumenischen Jugendarbeit 1980 die Anregung zu einer Friedensdekade mit dem Symbol "Schwerter zu Pflugscharen", die seitdem in Ost- und Westdeutschland jährlich begangen wird.
Im Jahr 1980 gedenken die lutherischen Kirchen des 450. Jubiläums des "Augsburger Bekenntnisses". 1530 übergab Philipp Melanchthon die reformatorische Schrift an Kaiser Karl V. in Augsburg. Luther konnte als Geächteter nicht dabei sein und war zu dieser Zeit auf der Veste Coburg. Zum Jubiläum unterzeichnen die katholische und evangelische Kirche eine gemeinsame Stellungnahme, die gleichzeitig in Rom und Genf veröffentlicht wird.
Im Jahr 1981 denken beide Kirchen mit Veranstaltungen an den 750. Todestag der heiligen Elisabeth.
Große Aufmerksamkeit erfährt ein Besuch des Bruders Roger Schutz mit Brüdern der Kommunität aus Taizé in Erfurt, Dresden und Leipzig im Dezember 1980. Im Jahr darauf wird Prior Schutz in Rom empfangen, wo er dem Papst klare Worte sagt: "Deshalb duldet für die neue Generation die Versöhnung der Christen heute keinen Aufschub mehr." Johannes Paul II. antwortet höflich, aber zurückhaltend, wie die Kirchenzeitung berichtet.
Schon länger ist die Vereinigung der drei evangelischen DDR-Kirchenverbände im Gespräch: Kirche der Union, Lutherische Kirche und Kirchenbund. Die Bestrebungen, eine "Vereinigte Evangelische Kirche" (VEK) zu gründen, veranlasst den Wünschendorfer Pfarrer Hans Dieter Hertrampf, mit 150 Gemeindeglieder die Thüringer Kirche zu verlassen und zu den Altkatholiken zu wechseln. Der lutherische Pastor befürchtet, so heißt es in "Glaube und Heimat", dass diese Vereinigung eine unierte Kirche würde.
Eine heftige Leser-Diskussion löst ein Beitrag des Autos Klaus Kühl aus. Er trägt den Titel "Tragik der Nähe" und beschreibt Probleme im engen Zusammenleben, wie in Ehe oder Freundschaft. Den empörten Briefen einiger Leserinnen und Leser folgen die Gegenargumente – ein munterer und tiefgründiger Austausch von Erfahrungen und Argumenten.
FUNDSTÜCKE
Statistik: Im Februar 1980 berichtet das Altenburger Bibelwerk, dass im Vorjahr 430 000 biblische Schriften in der DDR verbreitet wurden.
Aborigines: Die Weltmissionskonferenz kommt im Frühjahr 1980 in Australien zusammen. Sie befasst sich auch mit der Unterdrückung der Ureinwohner des Kontinents. Sie fordert die australische Kirche auf, einen Teil ihres Bodens und Kapitalbesitzes an die Aborigines zurückzugeben.
Junge Journalisten: In den Februarferien 1981 lädt die Kirchenzeitung Kinder zu einer journalistischen Rüstzeit ins Hedwig-Pfeiffer-Haus nach Weimar ein. Die Kinder lernen, Artikel zu schreiben und zu gestalten. In der Nr. 15 werden die Arbeiten in einer vierseitigen Beilage abgedruckt.
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Autor:Online-Redaktion |
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