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Beauftragte erwartet mehr Missbrauchsfälle in evangelischer Kirche

Kerstin Claus, Missbrauchsbeauftragte der Bundsregierung | Foto: epd-bild/Hans Scherhaufer
  • Kerstin Claus, Missbrauchsbeauftragte der Bundsregierung
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  • hochgeladen von Katja Schmidtke

Die sogenannte ForuM-Studie wird nach Ansicht der Missbrauchsbeauftragten Kerstin Claus offenlegen, dass es sich bei sexueller Gewalt in den Kirchen nicht allein um ein katholisches Phänomen handele. Am Donnerstag wird die Studie veröffentlicht.

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, erwartet von der ersten unabhängigen Studie über sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche und der Diakonie deutlich höhere Zahlen als die bisher bekannten. Claus sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) vor der für Donnerstag geplanten Veröffentlichung der sogenannten ForuM-Studie: «Die Zahlen werden zeigen, dass es auch in der evangelischen Kirche viel mehr Fälle sexuellen Missbrauchs gibt als bisher angenommen und damit auch viel mehr Täter und auch Täterinnen.» Nach Recherchen des Magazins «Monitor» hatten die Wissenschaftler indes Schwierigkeiten bei der Datenerhebung.

Claus sagte, in der Studie werde deutlich werden, dass es sich bei sexueller Gewalt in den Kirchen nicht allein um ein katholisches Phänomen handele. Viele Betroffene hätten bisher geschwiegen, sagte die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Das liege auch daran, dass es in der evangelischen Kirche «kaum wirklich kirchenunabhängige Ansprechstellen gibt».

Claus geht davon aus, «dass die Veröffentlichung der Studie eine intensive Debatte in der evangelischen Kirche und in Politik und Gesellschaft auslösen wird». Sie sei auch gespannt, welche Risikofaktoren für sexuelle Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie benannt würden und welche Empfehlungen zur Minimierung der Risiken die Studie gebe. Das sei wichtig, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen, betonte Claus.

Forscher wollen am Donnerstag in Hannover die Ergebnisse der ersten übergreifenden Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie vorstellen. An der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegebenen Studie des Forschungsverbunds ForuM sind unter Leitung der Hochschule Hannover fünf weitere Institute und Universitäten beteiligt. Sie soll auch Erkenntnisse zu den Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt in allen Bereichen des kirchlichen Lebens liefern. Bekannt sind nach Angaben der EKD derzeit 858 Fälle, in denen Missbrauchsbetroffene kirchliche Zahlungen beantragt haben, sogenannte Anerkennungsleistungen.

Nach am Mittwoch vorab veröffentlichten Recherchen des ARD-«Magazins» Monitor kritisierten die beteiligten Wissenschaftler bereits intern, dass sie nicht im vollen Umfang in allen 20 Landeskirchen Zugriff auf Personalakten hatten. Ein Sprecher der EKD hat dem Bericht zufolge eingeräumt, dass die Bereitstellung von Daten «eine besondere Herausforderung und schwieriger als ursprünglich angenommen» gewesen sei. Daraus folgende Verzögerungen hätten Einfluss auf den weiteren Projektverlauf gehabt.

Auf Basis umfangreicher Gespräche hätten die Forschenden einen geänderten Plan vorgeschlagen, «der einen Fokus auf Disziplinarakten vorsah». Der Sprecher erklärte, das Ziel der Kirche sei weiterhin «größtmögliche Transparenz». Auf Anfrage von «Monitor» hätten sich die an der ForuM-Studie beteiligten Wissenschaftler vor deren Veröffentlichung nicht äußern wollen.

Betroffene von Missbrauch befürchten dem «Monitor»-Bericht zufolge, dass die Dunkelziffer noch höher ausfallen wird als bei anderen Studien. Detlev Zander, ein Sprecher der Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche, sagte: «Ich habe die Befürchtung, dass die Studie schöngeredet wird.» Er finde die Analyse der Personalakten entscheidend, weil dort auch Vertuschungsversuche stehen könnten.

Betroffenensprecherin Nancy Janz sagte dem Magazin: «Wir wissen gesichert, dass die Zahlen, die wir am Donnerstag genannt bekommen, niemals die Wirklichkeit abbilden, da viel zu viele Fälle im Dunkelfeld liegen.» (epd)

Autor:

Online-Redaktion

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