Landessynode Sachsen
Bilz: Über zivilen Ungehorsam nachdenken
Die Synode der evangelischen Kirche in Sachsen hat ihre viertägigen Beratungen beendet. Besprochen wurde unter anderem das Thema Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Landesbischof Bilz sendete klare Botschaften aus.
Dresden (epd) - Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz appelliert an die Bundesregierung, den Protest radikaler Klimaaktivisten als wichtiges Signal ernst zu nehmen. Die Aktionen ausschließlich zu radikalisieren, reiche nicht, sagte Bilz am Montag in Dresden. Er wundere sich darüber, dass die Ampel-Regierung bisher ein Gespräch mit der umstrittenen Klimaschutzbewegung „Letzte Generation“ ablehnt.
„Das zu verwehren, finde ich sehr bedauerlich“, sagte der Leitende Geistliche der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Bilz fragt sich nach eigenen Worten, ob es sinnvoll ist, die Aktivisten nur als Straftäter zu bezeichnen. Vielmehr sei in diesem Zusammenhang über den Begriff „ziviler Ungehorsam“ nachzudenken.
Der Landesbischof hatte sich am Wochenende in seinem Bericht vor der Landessynode in Dresden mit jungen Menschen solidarisiert, die aus Sorge um den Klimaschutz auch zu drastischen Mitteln greifen. „Ich verstehe den Schmerz der jungen Generation, die sagen: Wir halten das nicht aus“, betonte er.
Die Synode hatte während ihrer viertägigen Beratungen bis Montag zudem einen Bericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche entgegengenommen. Bislang sind laut dem Präsidenten des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, 48 Fälle sexuellen Missbrauchs bekannt. Allein 33 Fälle stünden im Zusammenhang mit dem langjährigen Jugendwart und Diakon Kurt Ströer (1921-2013), hieß es.
Zudem waren knapp zehn Fälle aus den 1990-er Jahren in einer erzgebirgischen Kirchgemeinde bekannt geworden. In den vergangenen zwei Jahren seien der Landeskirche darüber hinaus weitere Missbrauchsfälle angezeigt worden, sagte Synodalpräsidentin Bettina Westfeld. 2020 hatte die Landeskirche eine unabhängige Kommission sowie eine Meldestelle zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt eingerichtet. „Dieses Thema wird uns nicht mehr loslassen und das ist auch gut so“, sagte Westfeld.
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine regt die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Friedensgebete in Kirchgemeinden an. Zudem sollen Menschen in Kriegsregionen, Flüchtlinge und Helfende in den Nachbarländern unterstützt werden, heißt es in einem „Wort der Landessynode“.
Bereits am Sonntag waren mehrere Kirchengesetze in zweiter Lesung beraten und verabschiedet worden, darunter der neue Haushaltsplan mit einem Etat von knapp 246 Millionen Euro. Prognosen über künftige Etats vor dem Hintergrund der Energiekrise wollte die Finanzdezernentin der Landeskirche Sachsens, Kathrin Schaefer, nicht abgeben. Sie verwies aber darauf, dass Kirchgemeinden 2023 pro Mitglied eine Sonderzuweisung von 5,10 Euro bekommen.
Außerdem verabschiedeten die 80 Synodalen ein neues Gesetz zur Wahl von Landesbischöfinnen und -bischöfen sowie Präsidentinnen und Präsidenten des Landeskirchenamtes. Es ermöglicht dem Kirchenparlament mehr Mitspracherechte bei der Auswahl von Kandidatinnen und Kandidaten.
Die Synode vertritt rund 628.000 Protestanten und Protestantinnen in Sachsen. Sie ist das gesetzgebende Organ der Landeskirche. Die nächste Tagung ist für den 21. bis 24. April 2023 geplant.
Autor:Online-Redaktion |
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