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Nicht nur eine Kirchenfrage
Unangenehme Nachrichten für die beiden großen Kirchen: Dem Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung zufolge denkt jedes vierte Kirchenmitglied über einen Austritt nach.
Von Benjamin Lassiwe
Wenn die große Mehrheit selbst der eigenen Mitglieder der Auffassung ist, dass man auch ohne Kirchenmitgliedschaft Christ sein kann, ist das Fundament der Institution erschüttert.
Sicher: Die Kirchen sind an vielen Stellen in der Gesellschaft engagiert. Sie kümmern sich um Arme und Bedürftige, um Menschen, die nicht gehört werden und am Rande der Gesellschaft stehen. Sie sind wichtige Bildungsträger, Kulturorte und gerade in kleinen Dörfern oft die einzige Institution, die vor Ort noch existiert. Ohne sie wäre die Gesellschaft ärmer, kälter und weniger sozial. Aber die Kirchen machen oft nicht mehr deutlich, was das alles mit dem Glauben an den Auferstandenen zu tun hat.
Sozialarbeit macht auch die Volkssolidarität, um den Klimaschutz kümmert sich auch Fridays for Future. Dass der christliche Glaube zu einem gelingenden Leben beiträgt, dass die Zehn Gebote auch heute noch eine wichtige Richtschnur im Leben eines Menschen sein können, dass das Gebet nicht nur in Lebenskrisen trägt – all das zu vermitteln, sollte das Zentrum kirchlicher Arbeit sein.
Wie geht es in der Zukunft weiter? Was passiert mit den Sozialeinrichtungen und dem Gebäudebestand? Und noch wichtiger: Wer wird künftig das ethische Gewissen der Gesellschaft sein, jungen Menschen Werte vermitteln und öffentlich Einhalt rufen, wenn Grenzen überschritten werden? Der Schrumpfungsprozess wird sich auch auf die Gesellschaft auswirken. Schon deswegen hat es der neue Religionsmonitor verdient, gründlich ernst genommen zu werden.
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Autor:Online-Redaktion |
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