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Von Zeugnis und Zahlen

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Alle Jahre wieder: Nach der Veröffentlichung der Mitgliederzahlen die üblichen Reflexe. Vom Bedauern und großer Sorge ist da die Rede. Georg Bätzing, der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, meinte, man dürfe die Augen vor den Zahlen nicht verschließen.
Von Willi Wild
Wie sollte man auch? „Die Zahlen habe ich mir nicht angeschaut, stattdessen vertraue ich auf die Stärke des Zeugnisses“, so Sachsens Landesbischof Tobias Bilz.
Er sprach als Vertreter des Rates der EKD ein Grußwort bei der Einführung von Karsten Wolkenhauer und der Verabschiedung von Joachim Liebig als Kirchenpräsidenten der kleinsten EKD-Gliedkirche, nämlich der anhaltischen. Deren Mitgliederzahl ist unter die 24 000 gerutscht. Die Annahme, dass die kleine Größe gerade mal einen Kirchenkreis, aber keine Landeskirche ergebe, ist mindestens überheblich. Als ob das Wesen einer Kirche an der Zahl ihrer Mitglieder deutlich würde. Masse gleich Klasse?
Anhalts neuer Kirchenpräsident sagte in einem Interview, dass die Mitgliederzahl kein Grund sei, an der Selbstständigkeit zu zweifeln. „Sie ist ein Grund, uns zu organisieren und zu fokussieren.“ Es wird darauf ankommen, alte Strukturen aufzubrechen und neue, schlankere zu entwickeln. Das Wahren von Besitzständen muss ein Ende haben. Aber dadurch besteht die Chance, dass etwas Neues entstehen kann. Oft hörte man auf der Frühjahrssynode vom Erprobungsraum Anhalt.
In der Kirchenzeitung brachte es Joachim Liebig 2021 auf den Punkt: „Kirche ist unabhängig von der Zahl ihrer Mitglieder solange Kirche, wie sie in allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten die Botschaft von Kreuz und Auferstehung vermittelt. Jede Struktur ist diesem Inhalt nachgeordnet und ausschließend dienend.“


Autor:Willi Wild |
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