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Wer ist "die Kirche"?
Um meine Antwort auf die Frage in der Überschrift gleich zu geben: "Die Kirche" sind wir alle, die wir uns zu ihr bekennen.
Von Renate Wähnelt
Und weil wir alle unterschiedlich sind, ist "die Kirche" ein bunter Haufen, einig im Glauben an Gott und höchst unterschiedlich hinsichtlich dessen, wie sich jeder und jede Gott vorstellt. Davon zeugt die lebhafte Leserdebatte auf der Forumseite zum Gottesbild.
Die Repräsentanten der Kirche auf EKD- und Landeskirchenebene werden oft als "die Kirche" wahrgenommen und irritieren, wenn sie verschiedene Meinungen vertreten, wie gerade zu Reaktionen auf den Krieg in der Ukraine. Dabei spiegeln sie die Meinungsvielfalt in "der Kirche" wider, sind aber nur ein Teil "der Kirche".
In den Gemeinden und Kirchenkreisen gibt es "Kirche", weil viele Menschen Kirche leben. Und damit meine ich eben weniger die Repräsentanten von Amts wegen, also die Hauptamtlichen, sondern vor allem die vielen Frauen und Männer, die ehrenamtlich einfach Kirche sind, und ohne die die Hauptamtlichen ziemlich allein wären. Gern denke ich an eine Anekdote aus einem altmärkischen Dorf, in dem der Pfarrer einen kirchlich überaus engagierten Bewohner für den Gemeindekirchenrat gewinnen möchte. Doch der ist gar nicht Kirchenmitglied.
Kirche lebt vom Mitmachen. Und wer mitmacht, wird in seinem Umfeld als "Kirche" wahrgenommen. Das ist schön, das kann aber auch belastend sein, wenn Erwartungen an die Ehrenamtlichen größer sind als deren Leistungsvermögen. Das Ehrenamt, ohne das es Kirche nicht gäbe, braucht das Hauptamt als Rückhalt, als Ressource, als Struktur, in der sich die Ehrenamtlichen entfalten können. Die einen allein sind ebenso wenig "die Kirche" wie die anderen allein.
Autor:Renate Wähnelt |
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