Müttergenesungswerk
Mütter leiden unter Doppelbelastung
Der tägliche Spagat: Frauen hetzen vom Job zum Kindergarten, in die Schule und dann nach Hause. Das Müttergenesungswerk fordert mehr Unterstützung.
Von Tanja Tricarico
Etwa 49.000 Mütter, rund 71.000 Kinder und 1.600 Väter nahmen nach Angaben des Müttergenesungswerks 2017 eine Kur in Anspruch. Das Werk geht jedoch von deutlich mehr kurbedürftigen Eltern aus.
Gründe für einen Kurantrag sind vielfältig: Zeitdruck im Alltag, berufliche Anforderungen, Erziehungsschwierigkeiten oder finanzielle Probleme. Die Folgen sind vielfach Erschöpfungszustände mit Symptomen wie Schlafstörungen, Allergien, Mi-
gräne, Magen-Darm-Beschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Betroffen sind, laut der Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks Anne Schilling, besonders Alleinerziehende und Mütter mit mehr als drei Kindern. Obwohl sich Familienbilder wandeln, seien es noch immer Frauen, die sich um Kinderziehung, Haushalt und Pflege kümmerten.
»Es fehlt an gesellschaftlicher Wertschätzung und oftmals am eigenen Selbstwertgefühl«, sagt die Gattin des Bundespräsidenten und Schirmherrin des Müttergenesungswerks, Elke Büdenbender und betont den nachhaltigen Effekt von Kuren. Die Mütter würden erkennen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Auch die Therapieangebote helfen, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln.
Das Problem sei, nach Ansicht der Experten des Müttergenesungswerks, dass Betroffene erst dann einen Kurantrag stellten, wenn die Belastungsgrenze längst erreicht ist. Auch hielten Hürden im Verfahren viele ab, einen Antrag einzureichen. Der Zugang könnte durch ein bundesweit einheitliches Attestformular verbessert werden. Die Ablehnungsquote liegt bei zwölf Prozent, allerdings sind zwei Drittel aller Widersprüche erfolgreich, heißt es.
Um die Antragszahlen zu erhöhen, setzt das Müttergenesungswerk auf mehr Beratungsstellen. Rund 1 200 Stellen unterstützen jährlich etwa 130 000 Mütter und Väter bei ihren Kuranträgen. Vor zehn Jahren waren es noch 1 400 Stellen. Der Rückgang hängt unter anderem mit der fehlenden öffentlichen Finanzierung für die Beratungsstellen zusammen.
Experten sprechen sich deshalb für eine gesetzliche Sicherung der Beratungsstellen aus. (epd)
Autor:Online-Redaktion |
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