Bronzebüste zum Schütz-Jubiläum
Ein zeitgemäßes Denkmal
Ihr Hauptthema ist der Mensch, dessen Leben, dessen Schicksal, das die Künstlerin oft persönlich bewegt.
Von Claudia Crodel
Das konnte man im Frühjahr bei der großen Ausstellung zum Werk der international renommierten und vielfach preisgekrönten Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach im Kunstmuseum Moritzburg in Halle sehr eindringlich erfahren. Auch mit historischen Persönlichkeiten, darunter Komponisten wie Beethoven und Kurt Weill, hat sie sich vielfach auseinandergesetzt, sich auf ihre Weise angenähert.
Nun hat sie für das Schütz-Haus in Weißenfels eine Porträtbüste des großen Meisters der europäischen Musikgeschichte geschaffen, dessen 350. Todestag in diesem Jahr auf vielfältige Weise begangen wird. Nicht nur musikalisch, wie das Kunstwerk zeigt, das dem "Sagittarius" ein zeitgemäßes Denkmal setzt.
Dank der Initiative der Intendantin des Heinrich Schütz Musikfestes, Christina Siegfried, und mithilfe des Weißenfelser Musikvereins „Heinrich Schütz“, zahlreicher privater Spender sowie Förderer und Unterstützer konnte dieses Vorhaben zum Festjahr "Schütz22 – weil ich lebe“ erfolgreich realisiert werden.
"Der Spitzenkragen offeriert das Porträt wie auf einer Salatschüssel, hervorragend"
„Als ich damit beauftragt wurde, ein zeitgenössisches Porträt zu schaffen, dachte ich sofort an einen Schütz, gekleidet in der damals neuesten spanischen Mode mit einer Kröse, einem Mühlradkragen aus feinster Spitze. Das ist eine bildhauerische Herausforderung. Überhaupt ist das Barocke in der Bildhauerei heutzutage nicht so recht beliebt. Ich mag es sehr“, sagt Anna Franziska Schwarzbach, die auch die seit 2018 verliehene silberne Ehrenmedaille zum Internationalen Heinrich-Schütz-Preis geschaffen hat.
„Der Spitzenkragen offeriert das Porträt wie auf einer Salatschüssel, hervorragend! Das barocke Gefühl quillt aus allen Ritzen und Schlitzen der Kleidung. Ich musste nicht suchen, alles ergab sich von selbst“, erklärt die Künstlerin auf ihre humorvolle Art. „Beim Umformen und Anbringen der Stützschalen sah ich, wie monumental sich das impressionistische Gebilde in den Stützschalen behauptet. Ich ließ die Stützschalen stehen. Jetzt sieht es aus, als zerbricht die Büste die Schalen. Der Künstler macht sich frei, befreit sich. Noch akzentuierter geschieht das auf der Rückseite. Da werden die Schalen fast zu Flügeln und die Robe zu einem barocken Hin und Her.“
Christina Siegfried freut sich über das Kunstwerk, das nun im Schütz-Haus seinen Platz hat: „Es ist ein wahrer Glücksfall, dass eine der besten Bildhauerinnen der Gegenwart und international geschätzte Medailleurin zum Schütz-Jubiläum diese großartige, charakteristische Porträtplastik geschaffen hat.“
Übrigens: 1651 hatte Heinrich Schütz (1585–1672), den seine Zeitgenossen als "Orpheus unserer Zeit" bezeichneten, ein Wohnhaus in Weißenfels erworben, in dem er ab 1657 seinen Lebensabend verbrachte und bedeutende Alterswerke komponierte. Seit 1985 befindet sich in dem original erhaltenen Wohnhaus das Musikermuseum zu seinen Ehren.
Autor:Claudia Crodel |
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