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Ausstellung im Garnisonkirchturm
"Glaube, Macht und Militär"

Foto: epd-bild/Heike Lyding

Von der preußischen Militärkirche zum Bildungsort: Am historischen Standort der Potsdamer Garnisonkirche steht wieder ein Kirchturm. Eine Dauerausstellung führt dort durch die Geschichte und soll für die Gefährdung der Demokratie sensibilisieren.

Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Eine Prachtbibel als Geschenk des Königs, der Totenschädel eines gefallenen Soldaten, das Foto vom Handschlag von Hitler und Hindenburg am „Tag von Potsdam“ 1933: Die Ausstellung „Glaube, Macht und Militär“ im neuen Potsdamer Garnisonkirchturm befasst sich mit rund 300 Jahren Geschichte und soll einen weiten und zugleich kritischen Blick auf Politik und Kirche in Preußen und der Zeit danach werfen. Am Donnerstag ist der neue Turm nach knapp sieben Jahren Bauzeit eröffnet worden. Ab Freitag sind Bauwerk und Dauerausstellung für Gäste geöffnet.
Auf rund 250 Quadratmetern werden anhand der Geschichte der 1732 eingeweihten, 1945 zerstörten und 1968 abgerissenen evangelischen Garnisonkirche Vergangenheit und Gegenwart thematisiert. Mehr als 400 Exponate werden präsentiert und durch vertiefende Medienstationen und Filme ergänzt. Die Geschichte des Ortes werde im Kontext deutscher und europäischer Geschichte erzählt, betont die kirchliche Trägerstiftung. Die Ausstellung solle für Gefährdungen von Demokratien sensibilisieren, menschliches Handeln reflektieren und zur Gestaltung einer pluralistischen Gesellschaft anregen.
Kurator ist der Geschichtswissenschaftler und Kunsthistoriker Jürgen Reiche, der bereits an mehr als 200 Ausstellungsprojekten gearbeitet hat, darunter von 1992 bis 2015 als Ausstellungsdirektor bei der Bundesstiftung Haus der Geschichte. Von 2015 bis 2020 war er Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig. Sein Ziel sei gewesen, „Geschichte kritisch zu beleuchten und zu durchleuchten“, sagt Reiche: „Mein größter Wunsch wäre, wenn diese Ausstellung dazu beitragen könnte, Diskussionsräume zu öffnen und die Leute wieder ins Gespräch zu bringen.“
Die Nachbildung einer steinernen Krone aus dem Schmuck des historischen Turms der preußischen Militärkirche lenkt den Blick gleich am Eingang auf das Thema der Verbindung von Kirche und Macht. Symbole werden erklärt. Verschiedene Waffendarstellungen an der historischen Kirche seien für sich genommen noch keine Hinweise auf Militarismus, sagt Reiche: „Das Prinzip, das hier bildlich umgesetzt wurde, ist im Grunde der wehrhafte Friede.“
Auch ein Abendmahlskelch mit Eisernem Kreuz verweist in der Ausstellung auf die Verbindung von Kirche und weltlicher Macht. Er stehe dafür, dass die Garnisonkirche, die auf Beschluss des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) für den Hofstaat und die Soldaten der Potsdamer Militärgarnison errichtet worden war, nicht nur ein Gotteshaus, sondern auch eine „preußisch-nationale Ruhmeshalle“ gewesen sei, heißt es dort.
Er wolle verschiedene Facetten der Geschichte zeigen und zu einem differenzierten Blick einladen, sagt Reiche. Dazu gehöre auch, dass Preußen in der Zeit der Weimarer Republik ein demokratisches Bollwerk gewesen sei und dass es nicht nur aus Westdeutschland, sondern auch in der DDR Initiativen zum Wiederaufbau der Garnisonkirche gegeben habe.
Der NS-Jubelfeier am „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 wird die Eröffnung des Konzentrationslagers Oranienburg am selben Tag gegenübergestellt, mit einer Originalausgabe des Berichts über das KZ, den der Ende 1933 von dort geflohene SPD-Politiker Gerhart Seger (1896-1967) dann 1934 im Exil veröffentlichte. „Das ist für mich ein ganz entscheidendes Objekt“, sagt Reiche dazu.
Wahlergebnisse von 1928 und 1933 dokumentieren, wie innerhalb kurzer Zeit Weichen für die Machtübernahme der Nationalsozialisten gestellt wurden und damit auch für den Mord an den Juden Europas und den Zweiten Weltkrieg mit Abermillionen Toten. 2,6 Prozent der Stimmen bekam die NSDAP 1928 in Deutschland, 1933 waren es 43,9 Prozent. Die Zerstörung von Warschau und anderen Städten durch die NS-Wehrmacht wird thematisiert, bevor der Blick wieder auf die Garnisonkirche gerichtet wird, die nach einem alliierten Luftangriff im April 1945 ausbrannte.
„Mir war wichtig, so viel Material wie möglich auszubreiten, damit das Publikum sich auch eine Meinung bilden kann“, sagt der Kurator: „Die Leute sollen ja auch nachdenken.“ Die rund eine Million Euro teure Ausstellung wurde aus Bundesmitteln finanziert.

Autor:

Online-Redaktion

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