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Wort zur Woche
"Daheim" war ihr Sehnsuchtswort

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So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2, Vers 19

Seit der Vertreibung aus ihrer sudetendeutschen Heimat im Sommer 1945 träumte meine Großmutter von ihrer Rückkehr nach Hause. „Daheim“ war ihr Sehnsuchtswort, und noch kurz vor ihrem Tod fragte sie mich, ob sie wohl wieder dorthin zurückkehren werde. Sie war eine von etwa 14 Millionen Deutschen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat in Ostmittel- und Südosteuropa vertrieben wurden oder von dort fliehen mussten.

Nach Angaben des UNHCR befinden sich weltweit gerade 82 Millionen Menschen auf der Flucht. Eine unvorstellbare Zahl. Es sind so viele Menschen, wie Deutschland Einwohner hat!

Ein Großteil der Geflüchteten und Vertriebenen erlebt den erzwungenen Heimatverlust als Tragödie. Viele von ihnen kommen wie meine Oma nie wirklich an ihren neuen Wohnorten an. Sie bleiben zeitlebens seelisch heimatlos. Sie fühlen sich bestenfalls als „Gäste“, meistens aber wie „Fremdlinge“, die nicht dorthin gehören, wohin sie ein grausames Schicksal verschlagen hat.

Viele entwurzelte Menschen übertragen ihre eigene Heimatlosigkeit als subtiles Grundgefühl auf die eigenen Kinder und Enkel. Die Wissenschaft bezeichnet dieses Phänomen als transgenerationale Weitergabe kriegs- bzw. fluchtbedingter Traumatisierungen.

Ob aktuell Geflüchtete, ob die Kriegserlebnisgeneration oder deren Nachkommen – sie alle eint eine tief-empfundene Sehnsucht danach, endlich anzukommen, ein Zuhause zu haben, Wurzeln zu schlagen.

Das Bibelwort der Woche erinnert uns daran, dass diese Sehnsucht, so verständlich und nachvollziehbar sie auch ist, innerhalb unserer Welt letzten Endes keine Erfüllung finden kann. Hier sind wir Gäste und Fremde, die, ob vertrieben oder nicht, diese Welt eines Tages wieder verlassen müssen. Eine bleibende Stätte finden wir nur in der Gemeinschaft mit Gott, als Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Das ist unsere wahre, unsere dauerhafte Heimat, aus der niemand je wieder vertrieben werden wird.

Pfarrer Joachim Süss, Schlossvippach

Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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