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Predigttext
Gott schenkt Gerechtigkeit

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Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Matthäus 25, Vers 45


Der Psychoanalytiker Tilmann Moser berichtet von seinen Kindergebeten: Gott möge ihn auf die Seite der Schafe nehmen.

Von Antje Pech

Prägend war jedoch die Angst, nicht genügen zu können und auf die Seite der Böcke zu kommen. Bei Matthäus lesen wir diese Gerichtserzählung. Christus sitzt auf dem Thron seiner Herrlichkeit und rechnet auf. Es geht um das, was Menschen tun. Und um das, was Menschen sich und anderen antun.

Wir wissen: Vor Gott gerecht sein, geht mit Werken nicht. Die Zuwendung Gottes kann sich niemand verdienen. Für Martin Luther war es die sein Leben und die Kirche verändernde Entdeckung, dass Gottes Gerechtigkeit keine iustitia distributiva, keine zuteilende Gerechtigkeit, sondern eine schenkende Gerechtigkeit ist. Und das führt zu einer ganz anderen Ebene der Gerichtserzählung: Wo eigentlich geschieht Gericht? Am Ende der Zeit, wenn Christus von uns allen eine Antwort haben will? Oder schon mitten in dieser Welt, wenn Menschen aneinander schuldig werden oder einander etwas schuldig bleiben?

Sehr aufmerksam sollten wir sein, dass in der Schilderung vom Weltgericht nicht nur eine To-do-Liste für das Leben in Menschlichkeit aufgeführt wird, sondern dass Matthäus in unmittelbarem Zusammenhang auch eine Schilderung von Welt gibt, der es an Barmherzigkeit fehlt. Die Worte sind Hinweis, dass Christus uns mit einer großen Ernsthaftigkeit anschaut. Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen. Denn wir haben sie von ihm übertragen bekommen. Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst, so sagt er.

Zu dieser Ernsthaftigkeit gehört, dass unser Herr kein Auge zudrückt: weder bei Steuerbetrug noch beim Anzünden von Flüchtlingsunterkünften noch beim Pflegenotstand. Nicht einmal dann, wenn mit Zeit oder Geld oder Ordnung schlampig umgegangen wird. Zu dieser Ernsthaftigkeit gehört ebenfalls, dass Christus Grenzen setzt und sagt, dass unser Handeln und auch unser Nicht-Handeln Konsequenzen haben.

Er macht es sich damit nicht leicht. Ein „lieber Gott“ zu sein, wäre einfacher. Genauso, wie eine „liebe Kirche“, die alle und alles versteht.

Gerichtsrede ist klare Rede. Und die braucht es! Ich bin froh, einen Herrn zu haben, der auch Ernsthaftigkeit von mir erwartet.

Die Autorin ist Pfarrerin und Oberkirchenrätin in Dresden. 

Antje Pech | Foto:  A. Pech
Autor:

Online-Redaktion

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