Online-Kurse für Ehrenamtliche an
Gute Seelen im Stresstest
Günter Hebestreit aus Tambach-Dietharz, seit über 30 Jahren Vorsitzender des ortsansässigen Wurmvereins, ist sich gewiss: Noch einmal würde er dieses Ehrenamt nicht auf sich laden.
Von Klaus-Dieter Simmen
„Wer so etwas beginnt, sieht sich früher oder später unweigerlich mit den Behörden in Konflikt und verzweifelt an unverständlichen bürokratischen Hürden“, sagt er. Und das bringt genau jenen Stress, der Ehrenamtlern das Leben schwer macht. Deshalb hat sich Hebestreit entschieden, an einem Webinar teilzunehmen, das Stressbewältigung zum Thema hat.
Für Johanna Steinhauer von der Freiwilligenagentur der Diakonie Gotha, die dieses Online-Seminar organisiert hat, ist es das erste dieser Art. Schon Ende des Jahres bot die Agentur ein Webinar an, doch blieb der Zuspruch unter den Erwartungen. „Diesmal hatten wir sieben Teilnehmer, die wissen wollten, wie Ehrenamt mit den anderen Aufgaben des Alltags unter einen Hut gebracht werden kann.“ In der Feedbackrunde zeigte sich: Die Organisatoren haben den Nagel auf den Kopf getroffen und Referentin Kerstin Warmbold den richtigen Ton.
Helmut Kranholdt jedenfalls zeigt sich begeistert. Der ehemalige kaufmännische Leiter hat mit Beginn seines Ruhestandes auf ein Angebot des Gesundheitsministeriums reagiert, und das führte ihn als Pflegehelfer auf den Bodelschwingh-Hof in Mechterstädt. Seit rund einem Jahr ist der Sättelstädter dort dreimal wöchentlich für dreieinhalb Stunden ehrenamtlich im Einsatz. Er hilft mit bei Frühstück und Mittagessen, er geht mit Bewohnern spazieren oder schiebt sie im Rollstuhl an die frische Luft. „Das ist für mich ungeheuer befriedigend“, sagt er.
Natürlich ist nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“. Die Menschen, um die er sich kümmert, haben zum Teil dramatische Erlebnisse hinter sich. „Das macht sie aggressiv, von einem Augenblick zum anderen. Weil ich die Gründe dafür weiß, kann ich es verstehen und darauf eingehen.“ Ebenso wie Günter Hebestreit hat er im Seminar gelernt, woher Stress kommt, welche Signale der Körper aussendet, und wie er wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. Hebestreit, der sich früher schon mit autogenem Training beschäftigte, konnte sein Wissen ausbauen. „Das hilft mir im Ehrenamt deutlich weiter“, sagt er.
Ursula Rolapp hat vom Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates die Einladung zum Webinar bekommen. Weil sie doch immer unter Dampf stehe, habe er gesagt. Und in der Tat, die Frau ist die gute Seele der Kirchengemeinde vom Wölfis. Sie kümmert sich um die Ratzmann-Orgel, bereitet die Gottesdienste vor, was in Corona-Zeit eine besondere Herausforderung ist. „Deshalb bin ich dankbar für das Seminar. Die sieben Punkte des Stresses zu kennen, ermöglicht mir, bewusst auf mich zu achten“, sagt sie.
„Für uns war dieses Webinar eine völlig neue Erfahrung“, sagt Johanna Steinhauer, „ein erster Schritt für uns als Veranstalter, aber auch für die Referentin, die bislang keine Online-Auftritte hatte. Und wir haben gelernt: Das Format ist ausbaufähig.“ Das sieht auch Referentin Warmbold so. „Natürlich ist es besser, die Reaktionen der Hörer unmittelbar zu spüren und gemeinsam Aufgaben zu erledigen. Jedoch kann ein Online-Seminar ein guter Ersatz sein.“ Deshalb sind für die kommenden Monate weitere Veranstaltungen geplant. So soll im März ein Webinar über Supervision veranstaltet werden, wenig später ein weiteres über Gesprächsführung folgen.
Weitere Infos und Termine gibt es per E-Mail an ehrenamtlich@diakonie-gotha.de oder telefonisch unter (0 36 21) 30 58 19
Autor:Online-Redaktion |
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