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Grünes Band: Pfarrweg demarkiert
Kreuz des Anstoßes

Empört: Die Ortschronistinnen Margret Schlung (l.) und Rita Gille zeigen auf zwei unkenntlich gemachte Markierungen des Pfarrwegs. | Foto:  Reiner Schmalzl
  • Empört: Die Ortschronistinnen Margret Schlung (l.) und Rita Gille zeigen auf zwei unkenntlich gemachte Markierungen des Pfarrwegs.
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Darüber sind viele Menschen diesseits und jenseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze ziemlich empört: Auf einem grenzübergreifenden Pfad, dem sogenannten Pfarrweg zwischen dem thüringischen Vatterode (Kirchenkreis Mühlhausen) und dem hessischen Bad Sooden-Allendorf, sind Markierungen entfernt oder mit Farbe unkenntlich gemacht worden.

Von Reiner Schmalzl

Was macht diesen historischen Weg am Grünen Band so besonders?

Einen gut acht Kilometer langen Fußmarsch mussten einst die Pfarrer der St.-Crucis-Kirche Allendorf zu ihrer Filialgemeinde nach Vatterode in Kauf nehmen. Und zwar, bevor das ehemals hessische Dorf Vatterode 1945 im Zuge des Wanfrieder Abkommens nach Thüringen kam. Dessen evangelische Pfarrei gehört inzwischen zum jetzigen Kirchenkreis Mühlhausen.

Wenn der Seelsorger auf halber Strecke zunächst Sickenberg erreicht hatte, bot sich ihm ein herrlicher Blick zurück ins Werratal und zum Hohen Meißner. Gut 30 Minuten später grüßte auch schon der Aussichtsfelsen Dietzenröder Stein, und bald rückte Vatterode mit der Kirchturmspitze zwischen den Bäumen in greifbare Nähe.

Seit Jahrhunderten heißt jener Pfad also Pfarrweg, der auch von Vatteröder Seite genutzt wurde. „Zum einen durch die Konfirmanden, deren wöchentlicher Unterricht in Allendorf stattfand, und auch von den Einwohnern für ihre Besorgungen und Amtsgeschäfte in Allendorf“, erinnern Rita Gille und Margret Schlung. Die Vatteröderinnen sind mächtig aufgebracht, dass dieser geschichtsträchtige Weg in der Grenzregion durch eine offensichtliche Nacht- und Nebelaktion teilweise demarkiert worden ist.

Als die beiden Frauen Anfang Juli eine Wanderung durch die sogenannte Gosse zum Stadtwald Bad Sooden-Allendorf unternommen hatten, fielen ihnen die entfernten Markierungen des Pfarrweges auf. „Wir gingen zunächst von Vandalismus aus und suchten Kontakt zur Stadtverwaltung Bad Sooden-Allendorf. Von dort hieß es, dass der Werratalverein die Markierungen beseitigt habe“, so Rita Gille. Die Ortschronistin bezeichnet das nicht angekündigte Vorgehen als eine absurde und geschichtsvergessene Tat.

Vor allem sieht man darin eine große Missachtung der Menschen um den allseits geschätzten Pfarrer Abendroth, die diesem Weg nach der Grenzöffnung wieder neues Leben einhauchten und die Markierungen mit dem „P“ anbrachten. Der Pfarrweg sei auch während der Zeit der Teilung Deutschlands in den Herzen der Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Vatterode und der von Bad Sooden-Allendorf bis in die heutige Zeit präsent geblieben, betont Margret Schlung.

Unter erschwerten Bedingungen habe Pfarrer Dippel den Weg noch bis 1952 gehen können, wie dessen Tochter aus eigenem Erleben berichtete. Nach der anschließend immer stärker ausgebauten Grenzbefestigung durch die DDR war dies dann kaum noch möglich.

Auf ein Schreiben vom 22. Juli an den Bürgermeister von Bad Sooden-Allendorf haben die entsetzten Vatteröderinnen bis heute keine Antwort bekommen. Dirk Landau als Vorsitzender des Werratalvereins aus Bad Sooden-Allendorf bestätigte auf Anfrage, dass man verschiedene Abschnitte des Pfarrweges nach einer Entscheidung in den Fachgremien demarkiert habe. Man sei mit jetzt noch sechs Leuten nicht mehr in der Lage, die über 1300 Kilometer Wanderwege zu überblicken. „Wir kommen nicht mehr hinterher.“

Es sei laut Landau zwar verständlich, dass die Vatteröder Seite nicht begeistert ist. Verschwunden sei lediglich die Markierung, während ein Abschnitt des Pfarrweges zum Premiumweg P 16 Asbach-Sickenberg gehöre.

Damit der seit vielen Generationen bestehende Pfarrweg nicht aus dem Gedächtnis verschwindet, will der Feuerwehr- und Heimatverein Vatterode-Dietzenrode jetzt zumindest innerhalb seiner Gemarkung die Markierungen wieder anbringen, versicherten Rita Gille und Margret Schlung. Immerhin sei der Weg in Prospekten des Geo-Naturparks Frau Holle Land/Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal mit enthalten und ausdrücklich ausgewiesen.

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