Gartenpfarrer Schmidt
Von Mose bis Osmose – Bibel und Botanik
Eigentlich hatte Pfarrer Johannes Schmidt nie viel mit Pflanzen am Hut. Er bezeichnet sich selbst als Stadtkind und Theoretiker: "Was brennt, sind Brennnesseln, was nicht brennt, sind keine." Allerdings ist Schmidt auch ein Forscher, einer, der recherchiert, der bohrt und es genau wissen will.
Von Conny Mauroner
Der 70-jährige Pfarrer im „Unruhestand“ geht den Dingen des Alltags, Dingen, die uns umgeben, auf den Grund. Er möchte wissen, was sie bedeuten und nutzt dieses Wissen dann auch für seine kirchliche Arbeit. Recht spät, nämlich erst zur Landesgartenschau 2017 in Apolda, lenkte er seinen Fokus auf Pflanzen.
"Früher haben die Menschen auch in Pflanzen Zeichen des Glaubens gesehen. Doch für diese Zeichen sind wir blind geworden", sagt Schmidt. Er will die Augen wieder öffnen: Was hat es mit der Kapuzinerkresse auf sich? Welche Bedeutung haben Gänseblümchen, und wofür stehen weiße Rosen? Diese Fragen beschäftigen ihn.
Johannes Schmidt muss sie nicht allein beantworten. Mit Regina Kreitel traf er eine Gärtnerin mit Leib und Seele. Beide sind ein unschlagbares Team: sie, die Botanikerin und er, der Theologe. Auf der Landesgartenschau in Apolda erklärten sie den Besuchern den Zusammenhang von "Christentum und Pflanzenwelt". Sie ergänzten sich und setzen ihre Arbeit nun fort, auf der Bundesgartenschau in Erfurt. Dort sind sie als Gästebegleiter im Einsatz, haben außerdem Hörspiele für Interessierte vorbereitet. Auch im Buga-Außenstandort Buttstädt, auf dem Camposanto, sind sie erklärend aktiv.
Der Theologe steigt immer tiefer in die Thematik ein. Er erkennt Zusammenhänge, widerlegt Theorien und Mythen und sorgt für viele Aha-Effekte. Oder wussten Sie, dass der kleine Mose nie in einem Binsenkorb gelegen hat, sondern es ein Korb aus Papyrus war? Nur kannte Luther seinerzeit die Papyruspflanze noch nicht und legte Mose kurzerhand in Binsen.
Oder haben Sie die Erdbeere als Zeichen der Trinität erkannt? Das dreiteilige Erdbeerblatt, das doch eine Einheit bildet: Vater, Sohn und der Heilige Geist. Der Pfarrer kennt viele Beispiele. Er gibt sich nicht mit einfachen Theorien zufrieden. Natürlich rührt der Name Johanniskraut daher, dass die Pflanze um den Johannistag herum blüht. Doch die Erklärung im Mittelalter war viel komplexer. Reibt man die Blüte des Krauts zwischen den Fingern, so tritt roter Saft heraus. „Im Mittelalter sahen die Menschen das Blut von Johannes, der hingerichtet wurde. Auch daher der Name“, erklärt Pfarrer Schmidt.
In den kommenden Ausgaben der Kirchenzeitung wird davon zu lesen sein. Johannes Schmidt will beispielsweise davon erzählen, warum Pflanzen "grüne Prediger“ sind und der Mandelbaum so wichtig ist.
Übrigens: Auch Johannes Schmidt hat eine Lieblingspflanze. Es ist das Papyrus, weil es so vielschichtig ist, und weil unsere ganze Kultur darauf zurückgeht, sagt Schmidt.
Autor:Online-Redaktion |
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