Autobahnkirche № 2
Die Feininger-Kirche Gelmeroda an der A 4 bei Weimar
Angespannt unterwegs auf der Autobahn? Zeit für eine Pause nach unzähligen Langstrecken-Kilometern? Wie wäre es mit einem Zwischenstopp? Etwa an einer Autobahnkirche: Durchatmen und eine Portion Ruhe tanken – um dann entspannt-besonnen weiterzufahren.
Das ist – stark verkürzt – die Idee der Autobahnkirchen. Um einige sehenswerte, offiziell „Autobahnkirchen“ genannte Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Autobahnkirche Gelmeroda in Thüringen.
Die Dorfkirche Gelmeroda steht im Ortsteil Gelmeroda der Stadt Weimar in Thüringen. Der Künstler Lyonel Feininger hat sie immer wieder als Motiv genutzt, daher wird sie auch Feininger-Kirche genannt.
Das Gotteshaus gehört zum Kirchengemeindeverband Buchfart-Legefeld im Kirchenkreis Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die Kirche steht nahe der Anschlussstelle der Bundesautobahn 4 zur Bundesstraße 85 nach Weimar - sie ist daher auch eine offizielle Autobahnkirche. Sie liegt auf einer erhöhten, nach Süden ansteigenden Ebene.
Geschichte
Anfang des 13. Jahrhunderts wurde der älteste Teil der Chorturmkirche errichtet. Wenige Jahre folgte die Erweiterung des Chors nach Osten. Dort finden sich Reste mittelalterlicher Seccomalerei. Das Langhaus wurde im 14/15. Jahrhundert erbaut und später noch einmal umgebaut.
Zur DDR-Zeit war das Gotteshaus dem Verfall preisgegeben. Doch Bürger des Dorfes und Umfelds wurden als Mitglieder eines Vereines aktiv und retteten das Gebäude vor dem Verfall.
Nach umfassender Sanierung wurde die Kirche 1991 wieder eingeweiht. 1994 erhielt sie den Status als Autobahnkirche – als erste Kirche in den sogenannten neuen Bundesländern.
Feininger-Kirche
Die Kirche zu Gelmeroda und besonders ihr Kirchturm haben immer wieder den deutsch-amerikanischen Maler Lyonel Feininger (1871–1956) inspiriert – sie durchziehen wie ein Leitmotiv alle seine Schaffensperioden. Daher trägt diese Kirche auch den Beinamen Feininger-Kirche.
Lyonel Feininger lebte mit seiner Familie von 1919 bis 1926 in Weimar, wo er als Bauhaus-Meister tätig war. Zwischen 1906 und 1937 war er immer wieder für Arbeits- und Studienaufenthalte im Umland von Weimar unterwegs – er fühlte sich der Gegend offensichtlich eng verbunden.
Feiningers Kunst gelangte zu Weltruhm. Dies war mit ein Anlass, die „Lichtskulptur Gelmeroda 9803“ zu erschaffen – als eine mit dem Gotteshaus und der umgebenden Lufthülle kommunizierende Lichtkunst.
Als temporäres Kunstwerk, das immer wieder neu entsteht, ist sie der Kulturhauptstadt Weimar 1999 gewidmet.
Glocken
Aus dem Jahr 1864 stammt die Bronze-Kirchenglocke von Glockengießermeister Carl Friedrich Ulrich aus Apolda.
1999 konnte eine zweite Glocke angeschafft werden: Entworfen haben sie Glockengießermeister Peter Schilling (1930–2001) und seine Frau Margarete Schilling.
Den Glockenschmuck dieser letzten Glocke der Glockengießer-Dynastie Schilling aus Apolda schuf der Künstler und Glockengestalter Horst Jährling (1922–2013) aus Weimar.
Gegossen hat sie als großes öffentliches Ereignis auf dem Marktplatz in Weimar die Glockengießerei Rudolf Perner aus Passau.
Orgel
Die kleine Orgel auf der Empore mit sechs Registern auf einem Manual und Pedal schuf 1972 Klaus Kopetzki aus Steinheim an der Murr als sein Meisterstück.
Sie erklingt seit 1990 in Gelmeroda. Zunächst als Dauerleihgabe genutzt, kaufte 2012 die Kirchgemeinde das Instrument.
Jährlich besuchen etwa 10.000 Gäste die Feininger-Kirche Gelmeroda.
Autobahnkirchen werden angekündigt auf den braunen Informations-Schildern entlang der Autobahn – den sogenannten touristischen Unterrichtungstafeln.
Einfach mal ausprobieren – den Zwischenstopp an der Autobahnkirche!
Koordinaten: 50° 57′ 0,8″ N, 11° 18′ 0,9″ O
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Gelmeroda
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)
Autor:Holger Zürch |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.