Ostafrika: Es droht ein Massensterben
Blickwechsel von Manfred Rekowski
Wir sind weltweit vernetzt, Nachrichten erreichen uns in einem Tempo, das uns längst an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit bringt. Wir haben auf allen Kanälen viel um die Ohren und jede Menge vor Augen. Da muss man schon hellwach sein, um zu erkennen, was tatsächlich wichtig ist.
Die meisten Medien helfen uns dabei leider nicht: Die Nachricht, dass mehr Menschen in Ostafrika ums Überleben kämpfen, als Nordrhein-Westfalen Einwohner hat, findet kaum Erwähnung. In der Nachrichtenflut dieser Tage geht dieses wirklich Wichtige unter: Im Osten Afrikas droht ein Massensterben.
Schon jetzt hat die ungewöhnlich langanhaltende Dürre im Südsudan, in Äthiopien, Somalia und Kenia viele Menschen und Tiere das Leben gekostet. Rund 23 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen akut vom Hungertod bedroht.
Was weit weg geschieht, kann uns, die wir Gott mit dem Vaterunser um das tägliche Brot bitten, nicht ruhig lassen. Der Theologe Karl Barth hat einmal gesagt: »Wie man beten soll, das steht in der Bibel; und was man beten soll, das steht in der Zeitung.« In der Bibel steht beispielsweise: »Steh des Nachts auf und schreie zu Beginn jeder Nachtwache, schütte dein Herz aus vor dem Herrn wie Wasser. Hebe deine Hände zu ihm auf um des Lebens deiner jungen Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken!« (Klagelieder 2,19).
Wenn man in der Zeitung gefunden hat, was zu beten ist, geht auch noch mehr, als die Not vor Gott zu bringen. »Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und Tun des Gerechten unter den Menschen«, sagt Dietrich Bonhoeffer. Dazu gehört das Engagement der Diakonie Katastrophenhilfe, die mit lokalen Partnerorganisationen im Osten Afrikas Menschen mit Lebensmitteln, Saatgut und vor allem sauberem Trinkwasser versorgt. Da erhalten im Landkreis Cueibet im Südsudan beispielsweise 15 000 Kinder an 47 Schulen eine Schulspeisung. In Kenia sorgt die Diakonie für Trinkwasser – siebeneinhalb Liter pro Tag und Mensch, um die schlimmste Not zu überstehen.
Angesichts der blanken Not braucht es aber mehr Hilfe von uns. Deshalb hat die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe in einer Verdoppelungsaktion Spenden für die Diakonie Katas-
trophenhilfe mit 100 000 Euro gefördert. Kirchengemeinden haben mit Kollekten ähnliche Aktionen gestartet. Auf das Konto der Katastrophenhilfe sind bis Mitte Juli 150 000 Euro an Spenden eingegangen, sodass bisher 250 000 Euro für Ostafrika zusammengekommen sind. Hierzulande ist das kaum mehr als eine Randnotiz. Für die Menschen in Ostafrika aber ist es die beste Nachricht. (idea)
Der Autor ist Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Autor:Adrienne Uebbing |
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