In der Passionszeit laufen Bach-Choräle als Dauerschleife
Fastenaktion der Kirchenzeitung: Mit Professor Dieter Falk, Musikproduzent und Komponist, setzen wir unsere Reihe fort. In jeder Ausgabe während der Passionszeit berichtet eine prominente Persönlichkeit, ob sie fastet oder nicht und was ihr die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bedeutet.
Ich bin kein Fastenexperte, weil ich Fasten im klassischen Sinne noch nie bewusst durchgezogen habe. Sicherlich verzichte ich mal eine Zeitlang auf Alkohol, auf das liebgewonnene Glas »Absackerwein« beim Abendessen und freitags gibt es bei uns das ganze Jahr über meistens Fisch, weil es gesundheitlich sinnvoll ist und vielleicht auch im Hinterkopf an die Essensgewohnheit am Karfreitag erinnert. Dabei bin ich kein »überfrommer« Mensch, was das Einhalten gewisser Riten anbelangt. Mein Glaube gründet sich auf das Gebet. Ich bete oft und gern, auch außerhalb der Essenszeiten in der Erkenntnis, dass Gebet ein ständiger Draht nach oben ist. Eine Art Tankstelle, die ich jederzeit anzapfen kann. Manchmal bete ich kindlich naiv mit einer schnellen Bitte: »Gott gib, dass der nicht korrigierbare Mist, den ich gerade gebaut habe, keine Folgen hat. Und vergib mir.« Mitunter aber auch als schnelles Dankgebet, wenn ich knapp an einem Autounfall vorbeigeschrammt bin. Fasten im Sinne von Verzicht wird in unserer Familie immer mal diskutiert und natürlich ist bei uns – wie bei vermutlich 99 Prozent der Deutschen – der Jahresanfang und die darauf folgende Fastenzeit Anlass zur Selbstüberprüfung und Korrektur. So versuche ich gewisse Dinge abzustellen, die mich negativ beeinflussen.
Die Liste fing vor vielen Jahren klein an und wurde zunehmend länger. Dabei geht es zum Teil um ganz alltägliche Dinge: dass ich nicht an jeder roten Ampel meine Mails checke, nicht bei Google News jedem kleinen »pups« auf den Leim gehe oder einfach mal mehr mit meiner Frau zusammen längere Wander-Trips einlege. Es geht mir aber auch um meinen Umgang mit der eigenen Eitelkeit und um die schlechte Angewohnheit, mich selbst manchmal viel zu wichtig zu nehmen. Dann gibt es die Momente, in denen ich wie das berühmte – nur noch der Generation 50 plus bekannte – HB-Männchen an die Decke gehe. Leider auch mal wegen »Pillepalle«-Nichtigkeiten. Die Frage ist, wie lange hält der guten Vorsatz und der Verzicht auf dumme Angewohnheiten an? Es heißt ja: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Eben jene Selbstreflektion ist für mich der Weg zur Einkehr und vielleicht auch Umkehr. Dabei sind mir meine kleinen »Auszeiten« eine große Hilfe: kurze oder längere Momente, wenn ich mich an den Flügel setze, drauflos improvisiere, meist Gott meditativ ganz nahekomme. Mitunter bin ich dann auch mal nah am Wasser gebaut, weil ich diese Nähe spüre und mir Gottes Gegenwart zur Gewissheit wird.
Ich lebe und arbeite jetzt schon seit fast 40 Jahren vorwiegend in einer Berufswelt, die einige ernstzunehmende Branchenkenner mit einem Haifischbecken vergleichen. Nun ist das sogenannte Showbusiness nicht so schlimm wie vermutet, aber sicherlich gibt es dort wenige, die sich zu ihrem christlichen Glauben bekennen. Meistens deshalb, weil es als »uncool« interpretiert werden könnte.
Reflektion des eigenen Ichs findet bei mir in einem meditativen Umfeld statt und die Musik erleichtert mir diesen Zugang. In der Passionszeit laufen die einschlägigen Bach-Choräle als Dauerschleife.
Autor:Online-Redaktion |
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