Kommentiert
Wenn, wenn, wenn …
Von Ralf-Uwe Beck
Corona beansprucht unsere Aufmerksamkeit. Die Flüchtlinge geraten wieder aus dem Blick. Vielleicht, auch weil es wie eine erlösende Nachricht klang: Die Bundesregierung hat sich darauf verständigt, Kinder aus den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland aufzunehmen. Wenn es eine Koalition der Willigen gibt, also auch andere Länder einen angemessenen Anteil übernehmen.
Wenn die Kinder unter 14 Jahre alt sind, wenn sie allein unterwegs oder wenn sie schwer erkrankt sind. 1 000 bis 1 500 Kinder sollen es sein. Das ist eine gute Nachricht – für die 1 000 bis 1 500 Kinder. Das ist eine schlechte Nachricht für 15-, 16- und 17-Jährige. Und es ist eine beschämende Nachricht für dieses Europa und für unser Land. Wenn, wenn, wenn … wenn sie krank, wenn sie unter 14, wenn sie allein sind.
Die Regierung hat ein Raster festgelegt für die offizielle Barmherzigkeit. Dieses Raster ist so eng wie ihre Vorstellung, was sozial oder was christlich ist. Da sitzen sie und feilschen um ein paar Kinder. Was dabei herauskommt, ist erbärmlich barmherzig. Nicht mehr als 180 000 bis 220 000 Flüchtlinge sollen jährlich nach Deutschland kommen dürfen. So steht es im Koalitionsvertrag. Im vergangenen Jahr waren es 165 000, Tendenz sinkend.
Unser Land wäre darauf vorbereitet, sogar sämtliche Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufzunehmen. Ist es die Angst vor den Rechtspopulisten, die der Barmherzigkeit solche Grenzen setzt? Dann regieren sie bereits mit, ohne an der Macht zu sein. Flüchtlinge sind Menschen. Es wird Zeit, dass wir Christen den Satz in Stein meißeln und ihn den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten auf die Verhandlungstische legen, auch unserer Regierung. Sonst bleibt unsere Gerechtigkeit ein schmutziges Kleid, wie der Prophet Jesaja sagt.
Autor:Online-Redaktion |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.