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ÖRK-Zentralausschuss
Ziemlich privilegiert

Lydia Fellmann  | Foto: Willi Wild

In der vergangenen Woche hat der ÖRK-Zentralausschuss seine Tagung beendet. Lydia Fellmann war als Vertreterin der EKM in Genf mit dabei. Beatrix Heinrichs hat mit der Pfarrerin aus Großvargula (Kirchenkreis Mühlhausen) gesprochen.

Mit welchen Eindrücken sind Sie von Genf nach Hause gereist?
Lydia Fellmann: Ich habe wieder festgestellt, wie wichtig es ist, dass wir den Fokus nicht nur auf unsere Region legen, sondern die weltweite Christenheit, ihre Nöte wie auch ihren Reichtum in den Blick nehmen. An ganz vielen Stellen habe ich mein Unwissen bemerkt. Das betrifft zum Beispiel bestimmte Zusammenhänge in der Orthodoxie. Hier konnte ich oft gar nicht nachvollziehen, welche Probleme oder Verbindungen es gibt. Für deutsche Theologen ist Ökumene ein unterbelichtetes Feld – auch im Studium. Das Thema wird weder durch Veranstaltungen in dem Maße abgedeckt, noch ist es für Prüfungen relevant. Für mich war es daher sehr erhellend, aber mit meinem Lernprozess bin ich noch lange nicht am Ende.

Wie könnte besser vermittelt werden, was Ökumene leisten kann?
Das funktioniert nur über erlebte Gemeinschaft, gemeinsame Gottesdienste zum Beispiel. Aber wir wissen oft nicht einmal, welche anderen Gemeinschaften es ab von den landeskirchlichen Strukturen gibt. Hier Raum für Begegnung zu schaffen, wäre ein wichtiger Schritt, um nicht auf dieser abstrakten Ebene zu bleiben. Das sehe ich auch als Gefahr des ÖRK, wo die Gremien oft mit hochrangigen Geistlichen besetzt sind, aber das Basisverständnis von Ökumene nicht vermittelt werden kann. Es wäre eine wichtige Aufgabe von Landeskirche und EKD, ökumenische Anliegen in Gemeinden verständlich zu vermitteln. Auch, um spürbar zu machen, wie bereichernd diese Vielfalt in der Glaubenspraxis sein kann.

Der Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm fordert, dass sich der ÖRK stärker als «Instrument des Friedens» einsetzen soll. Wie kann das gelingen?
Man darf nicht vergessen, dass für einige Mitgliedskirchen der ÖRK der einzige Rahmen ist, in dem sie erleben, dass an Menschenrechten ein Interesse besteht. Damit ist der Weltkirchenrat institutionell gesehen ein wichtiges Friedensorgan, von dem sie sich Veränderung erhoffen können: Zum einen durch die vom ÖRK angesprochenen Themen und zum anderen durch seine Verbindungen zu vielen internationalen Hilfsorganisationen.

Der ÖRK plant einen Runden Tisch mit Kirchenvertretern aus Russland und der Ukraine. Was erhoffen Sie sich von dieser möglichen Zusammenkunft?
Allein schon damit, die verschiedenen Parteien an einen Tisch zu bekommen, ist viel gewonnen. Der ÖRK kann hier eine Plattform sein für Dialog, die es so nicht gibt. Das ist nicht wenig. Auch, weil der ÖRK für seine Haltung in dieser Sache bereits zur Vollversammlung in Karlsruhe Gegenwind erfahren hat.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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