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Im virtuellen Nirgendwo
Von Mirjam Petermann
Über die Social-Media-Plattform Twitter sind Menschen miteinander verbunden, die irgendwie irgendwo was mit Kirche am Hut haben: Pfarrer, Konfimitarbeiter, GKR-Mitglieder, Prädikanten und "ganz normale" Christen verschiedener Konfessionen. Hier wird sich ausgetauscht über Kirchenthemen ebenso wie über Alltägliches, oft auch Belangloses, Andachten werden gefeiert.
Ähnlich funktioniert es bei Instagram oder TikTok: Christen posten Bilder vom Wochenendausflug, geben Empfehlungen für Kinderbücher. Ganz normal, alltäglich, nahbar. Eine von ihnen ist z. B. Pastorin Josephine Teske, die im November auch für den Rat der EKD kandidiert. Sie hat über 30 000 Abonnenten, die sie mit ihren Posts erreicht. Kirche online funktioniert genauso wie im realen Leben: über Beziehungen und Austausch auf Augenhöhe – nur mit größerer Reichweite. Und die Grenzen sind dabei durchlässiger. Jeder, der die Plattformen nutzt, kann mit Christen und dem, was sie schreiben, völlig unverfänglich in Kontakt kommen – und darauf reagieren oder es ignorieren.
Die EKM ist dort kaum zu finden, obwohl sie vor vier Jahren die "OnlineKirche" initiierte, die Kirche auch im Netz sichtbar machen soll und eine eigene Gemeinde sein will. Doch wahrgenommen wird sie verhältnismäßig wenig. Vielleicht auch, weil vieles über die Homepage passiert – die Menschen kommen also nur hin, wenn sie danach suchen.
Wie im realen Leben braucht es weniger Gemeinden und Seelsorger, die irgendwo in der (virtuellen) Landschaft existieren, sondern mehr, die da sind, wo die Menschen sind. Für Social Media heißt das: sichtbar und ansprechbar sein, sich in den Austausch investieren. Das Sender-Prinzip von der Kanzel zur Gemeinde funktioniert nicht.
Autor:Online-Redaktion |
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